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Helmut Stahl, Halligenstr. 9

Stolperstein-Verlegung am 6. November 2023 durch den Künstler Gunter Demnig in der Halligenstr. 9 in Neuwirtshaus

Helmut Stahl
Jg. 1922
Verhaftet 1939 wegen „Spionageverdacht“
Gefängnis Heilbronn
Deportiert KZ Mauthausen
Ermordet 23.10.1943
Schwechat (Aussenlager Mauthausen)

Zeremonie mit der Gruppe Hörmal vokal und von Anne von der Vring (Gedichte) sowie Vereinen aus Neuwirtshaus

Helmut Stahl wurde am 30.7.1922 in Stuttgart geboren. Sein Vater war Reisender, Vertreter für eine Firma. Ab 1939 waren die Eltern in der Halligenstr. 9 in der Neuwirtshaus-Siedlung gemeldet. Die Eltern waren NS-Gegner und arm, wie fast alle Bewohner der Siedlung, die sich ihre Häuser gemeinsam Stück für Stück erbauten. Nach Aussage seiner Großnichte Anne Barnett war Helmut ein wildes, rebellisches Kind. Mit 17 riss er von Zuhause aus und meldete sich zur Fremdenlegion. Er wurde nach Frankreich zurückgeschickt, da er zu jung für die Legion war und sich unter falscher Altersangabe eingeschlichen hatte.
Bei seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er von der Gestapo verhaftet und der Spionage verdächtigt. Er schaffte es, nach Hause zu entkommen. Aber die Gestapo war ihm auf den Fersen. Sie durchsuchte vergeblich das ganze Haus, denn er hatte sich im Kamin versteckt. Um seine Familie nicht weiter zu gefährden, machte er sich mit einem gestohlenen Fahrrad auf den Weg Richtung Schweiz. Auf einem Bahnhof nahe der Schweizer Grenze fiel er durch seine verschmutzte Kleidung auf. Er wurde wieder verhaftet und in ein Gefängnis in Heilbronn gebracht.
Monate später erhielt seine Mutter die Nachricht, dass er entlassen werden sollte. Als Sie Ihn jedoch in Heilbronn abholen wollte, war er trotz seines jungen Alters nach Österreich in das KZ Mauthausen verlegt worden. Dort überlebte er trotz brutalster Haftbedingungen fast 4 Jahre.
Am 23.10.1943 starb er in Schwechat, einem Außenlager von Mauthausen. Die Nazis gaben eine Krankheit als Todesursache an. Ein Nachbar, der das Lager überlebt hatte, berichtete der Familie später, Helmut sei „auf der Flucht erschossen“ worden: Bei den NS-Wachen eine beliebte Art, Häftlinge zu ermorden.
Weitere Informationen zu Helmut Stahl:
https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/index.php?id=4&p=11125

Auszug aus einem Brief aus dem KZ:
Im April 1943 – noch kurz vor seinem Tode – schrieb Helmut Stahl an seine Eltern:
„…Ich selber bin gesund und in alter Frische… Ich will nun schließen in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen…“ Die Formulierung „Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen“ stand bei vielen Antifaschisten als vor der Zensur getarnte Hoffnung auf einen baldigen Sieg über den deutschen Faschismus.

KZ Mauthausen
Kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs an das faschistische Deutschland wurde das KZ Mauthausen und bald darauf das Nebenlager Gusen aufgebaut. In nahe gelegenen Granitsteinbrüchen mussten die KZ-Häftlinge Schwerstarbeit leisten. Später mussten die KZ-Häftlingen für die deutschen Rüstungskonzerne schuften. Die Lebensbedingungen in Mauthausen waren so schwer, dass rund die Hälfte der insgesamt 190.000 Gefangenen dort starb bzw. ermordet wurde.
Ab 1941 gab es eine Gaskammer zur systematischen Ermordung bestimmter Häftlingsgruppen. Seit Beginn des Krieges nutzten SS und Polizei die Konzentrationslager als Hinrichtungsorte für politische Gegner. In besonderem
Maße galt das für die Konzentrationslager Mauthausen und Gusen. Beide waren im Jahr
1940 als Lager in die höchste „Stufe
3“ eingeordnet worden. In ihnen
sollten Gefangene interniert werden, für die die härtesten Haftbedingungen vorgesehen waren.
Am 5. Mai 1945 wurde Mauthausen von den vorrückenden alliierten
Truppen befreit.
Häftlinge beim Transport von Steinen über die „Todesstiege“, SS-Foto, zwischen 1942 und 1944 (Foto: NIOD, Amsterdam)