Friederike Hermann wurde am 24. Juli 1885 in Weil im Dorf geboren. Sie hatte einen 4 Jahre jüngeren Bruder, der Buchbinder wurde. Ein Bruder fiel im Ersten Weltkrieg, drei Schwestern starben an Lungen-TBC, zwei Geschwister starben schon im Kindesalter. Mit nur 32 Jahren starb der Vater im Jahr 1899. Friederikes Mutter wohnte in der Marktstraße 28 und betrieb in der Marktstraße 26 im Erdgeschoss einen Obst- und Gemüseladen, also im gleichen Haus, in dem das Gasthaus Krone war, und wo heute die Neuapostolische Kirche steht.
Friederike geht mit 6 Jahren in die Schule, die sie mit 14 Jahren abschließt. Sie hat „gut und gern gelernt“. In den folgenden Jahren arbeitet sie mit Unterbrechungen nacheinander in einer Goldwarenfabrik, einer Schachtelfabrik und 5 Jahre in einer Fotografenplattenfabrik, wo das ständige Arbeiten im Dunkeln nicht gut für sie ist.
Mit 20/21 Jahren leidet sie an einer Depression und kommt in die Universitäts-Nervenklinik nach Tübingen. Ihre Schwangerschaft verschweigt sie. Den Vater des Kindes heiratet sie erst später, das Kind lebt nur eine Woche.
1909 heiratet sie ihren ersten Mann und zieht mit ihm nach München, wo 1910 ihre Tochter geboren wird. Weder der Name des Ehemanns noch der Name der Tochter sind bekannt. In einem späteren Arztbericht ist zu lesen, dass sie eine gute Ehe geführt und sich in München gut eingelebt habe. Doch schon nach 7 Jahren stirbt ihr Mann 1916 an einer Lungenerkrankung.
Zurück in Feuerbach arbeitet Friederike zunächst 2 Jahre lang in einer Lazarettküche und in einem Kinderheim. Dann muss sie ihrer Mutter im Gemüseladen helfen, da ihre Schwester eine Lungenkrankheit hat und nicht arbeitsfähig ist.
1918 heiratet sie ihren zweiten Mann, Georg Gekeler. Beide Eheleute schaffen bei Friederikes Mutter im Gemüseladen und wohnen gleich um die Ecke in der Schreinerstraße 44.
Ab März 1931 geht es Friederike schlecht, sie kann vor allem nicht schlafen, was natürlich sehr an ihren Nerven zehrt. Im ärztlichen Bericht wird Friederike beschrieben als „sehr weich im Gemüt, gewissenhaft und fleißig“. Sie gilt als schwermütig und weinerlich und lasse sich von allem niederdrücken, habe keinen Mut mehr, zeige keine Entschlussfähigkeit, habe keine Lust zu arbeiten. Es falle ihr entsetzlich schwer, mit ansehen zu müssen, wie die arbeitslosen Frauen jammern, weil sie kein Geld mehr zum Leben haben. Die Mutter berichtet dem Arzt, Friederike habe davon gesprochen, dass sie „zum Fenster hinaus wolle“.
Von Januar bis März 1932 ist Friederike Gekeler im Bürgerhospital. Der Ehemann meint zunächst, er wolle „es noch einmal zu Hause mit ihr probieren“, da er nicht genug Geld hat für eine Unterbringung in einer Heilanstalt. „Er wird eindringlich auf die Selbstmordgefahr seiner Frau aufmerksam gemacht.“ Nach wenigen Monaten ist es nicht mehr möglich, Friederike zu Hause zu behalten. Der Ehemann will sich auch keine Vorwürfe von ihrer Familie machen lassen, und so kommt seine Frau Ende Juli 1932 in die Heilanstalt Winnental.
Nach fast 8 Jahren Aufenthalt wird Friederike Gekeler am 13.6.1940 in einem der berüchtigten Busse „verlegt“, also deportiert nach Grafeneck, wo sie am gleichen Tag ermordet wird.
Am 28. April 2017 wurde für Friederike Gekeler in der Klagenfurter Straße 26 ein Stolperstein gesetzt. Die Elsenhansstraße 44 existiert nicht mehr.
Recherche und Text: Elke Martin, Heinz Wienand
Stolperstein-Initiative Feuerbach/Weilimdorf