Luise Fritz wurde am 1. September 1898 in Backnang geboren. Sie war von Beruf Hausfrau. Ihr Ehemann war Alfred Kohler, geboren 1897 in Bonlanden bei Stuttgart, von Beruf Flaschner. Das Ehepaar wohnte in Feuerbach, in der Marktstraße 11, heutige Klagenfurter Straße 11, mit seinen zwei Kindern: Gertrud, geboren 1921, und Wilhelm, geboren 1916.
Luise wie ihr Mann Alfred waren entschiedene Gegner des Nazi-Regimes. Schon früh war das Ehepaar aktiv gegen die „Braunen“ und beteiligte sich an den Versammlungen und Kundgebungen, die von der SPD, der KPD und KPO (Kommunistische Partei Opposition) und dem Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB) in Feuerbach abgehalten wurden.
Luise Kohler war 1932/33 bei der Firma Bosch in Feuerbach beschäftigt. Im Januar 1933 erkrankte sie und wurde arbeitsunfähig. Während der Zeit der Krankheit soll sie wegen ihrer politischen Gegnerschaft zum Nationalsozialismus von der Firma Bosch entlassen worden sein. Luise sei bis Anfang Februar 1933 als Kasseninstrukteurin der KPD, Betriebszelle Bosch, tätig gewesen und habe deswegen ihren Arbeitsplatz verloren. Bis zu ihrer Inhaftnahme im Jahr 1935 fand sie keinen Arbeitsplatz mehr.
Im Sommer 1935 versuchten die Nazis den Widerstand der Regimegegner zu brechen. Es kam zu einer Verhaftungswelle, von der auch Luise Kohler betroffen war. Sie wurde von der Gestapo verhaftet und kam am 25. Mai 1935 in das Untersuchungsgefängnis Stuttgart in der Büchsenstraße, die so genannte „Büchsenschmiere“. Man wirft ihr und ihrem Kameraden Walter Frohnmüller vor, dass sie von Anfang 1934 bis Mai 1935 in Stuttgart, in Feuerbach und Zuffenhausen durch die Verbreitung von illegalen Schriften die Massen beeinflusst und den Hochverrat vorbereitet habe, indem ihre Aktivitäten darauf gerichtet seien, einen organisatorischen Zusammenhalt herzustellen oder aufrechtzuerhalten. Dabei habe sie mehrere Male illegales Schriftenmaterial von einem unbekannten Kurier in Empfang genommen, welches sie mit Frohnmüller in Feuerbach verbreitet habe.
Im Juli 1936 verurteilte das Oberlandesgericht Stuttgart Luise Kohler wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu 2 Jahren und 3 Monaten Zuchthaus, wobei sich durch die bereits verbüßte Untersuchungshaft die Zeit verkürzte. Luise wurde am 3. August 1936 in die Frauenstrafanstalt Aichach in Bayern eingeliefert.
An Heiligabend 1936 stellte der Feuerbacher Rechtsanwalt Dr. Sauter auf Antrag des Ehemannes für Luise ein Gnadengesuch bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart mit der Bitte, die Ehefrau vorzeitig aus dem Gefängnis zu entlassen. Die Gefangene sei von jeher mit Herzbeschwerden behaftet und von schwächlicher Gesundheit. Sie werde zu Hause dringend gebraucht, unter anderem für die 14-jährige Tochter und den 20-jährigen Sohn. Das Gnadengesuch wurde abgelehnt mit den Worten: „Auf Grund der Ermächtigung des Führers und Reichskanzlers sowie des Reichsministers der Justiz lehne ich einen Gnadenerweis für die Verurteilte Luise Kohler ab.“
Luise Kohler wurde erst im August 1937 entlassen. Sie bemühte sich um einen Arbeitsplatz und blieb bis Februar 1939 bei der Firma Josef Stehle & Söhne in Feuerbach beschäftigt.
Nach 20 Jahren Anämie, einem Herzfehler, Rheuma und Bronchitis wurde im Jahr 1939 ein Herzklappenfehler diagnostiziert. Die letzte Zeit ihres Lebens vom 21. September 1941 bis zu ihrem Todestag am 4. November1941 musste sie im Feuerbacher Krankenhaus verbringen, wo sie an einer Embolie starb.
Es kann als gesichert gelten, dass Luise Kohler im jungen Alter von 43 Jahren an den Folgen der Haft zu Tode gekommen ist.
Die Bemühungen der drei Kinder um Wiedergutmachung ziehen sich hin bis 1972.
Am 20. Mai 2009 wurde für Luise Kohler ein Stolperstein verlegt.
Ihr Name steht auf dem Mahnmal für Opfer der NS-Zeit auf dem Feuerbacher Friedhof.
Recherche und Text: Jürgen Kohler, Elke Martin, Heinz Wienand
Stolperstein-Initiative Feuerbach/Weilimdorf