Sigmund Lindenfeld, geboren am 18.3.1884, ist Dentist in Zuffenhausen. Im Jahr 1933 zieht er um nach Weilimdorf, zunächst in die Hauptstraße 28 (heute Glemsgaustraße 13), dann in die Widdumhofstraße 34. Im 1. Stock dieses Hauses betreibt er seine Praxis, im 2. Stock wohnt er mit seiner Frau Paula, geborene Stern, geboren am 30.3.1886. Das Ehepaar Lindenfeld hat einen Sohn Alfons. Beide Männer praktizieren als Dentisten in der Widdumhofstraße. 1938 wandert Alfons Lindenfeld nach Budapest aus, weil dort ein Bruder seines Vaters lebt. Als es für Juden zu gefährlich wird, zieht Alfons nach Banja Luka (Kroatien) und arbeitet dort bei einem Zahnarzt. Von dort erhalten die Eltern eine Nachricht ihres Sohnes, dass er in ein Lager müsse. Es muss angenommen werden, dass er mit anderen Juden umgekommen ist.
1938 muss Sigmund Lindenfeld für einige Monate in das KZ Dachau. Damit seine Ehefrau Paula nicht allein ist, zieht ihre Schwester Adele Stern, geboren am 25.3.1884, zu ihr nach Weilimdorf.
Nach seiner Entlassung aus dem KZ Dachau muss Sigmund Lindenfeld 1939 mit Frau und Schwägerin Adele umziehen in die Stadtmitte von Stuttgart, und zwar in die Uhlandstraße 14a, in ein sogenanntes Judenhaus. Dort praktiziert der Dentist in notdürftiger Ausstattung auf einem Flur.
Eine Woche vor der Deportation erfahren die drei, dass sie nur ein Handgepäck mitnehmen dürfen. Das gesamte Inventar der Wohnung und der Praxis wird in das Alte Schloss verbracht und von dort an einen Rückwanderer versteigert.
Am 1. Dezember 1941 verlässt der erste Transport von Jüdinnen und Juden mit über 1000 Personen den Stuttgarter Nordbahnhof in Richtung KZ Riga-Jungfernhof. In diesem Transport befinden sich Sigmund und Paula Lindenfeld sowie Adele Stern. Sigmund wird am 1.3.1942 in Riga ermordet, seine Frau Paula am 26.3.1942. Auch Adele Stern wird umgebracht. Sie wird amtlich auf den 8.5.1945 für tot erklärt.
Zur Erinnerung an die drei Ermordeten wurden am 30. April 2010 in den Gehweg vor ihrem Wohnhaus in Weilimdorf drei Stolpersteine gesetzt.
Recherche und Text: Heinz Wienand, Stolperstein-Initiative Feuerbach/Weilimdorf