Gertrud Wellner kam am 9. Juli 1915 zur Welt und lebte mit ihren Eltern am Sonnenberg 6, der heutigen Drostestraße. Der Vater fiel als Soldat im Ersten Weltkrieg. Ihr Bruder Eduard Enrico, arbeitete bei der Zeitung „NS-Kurier“.
Gertrud ist von Geburt an behindert: Ihre Sehfähigkeit ist so stark eingeschränkt, dass sie auf dem einen Auge fast blind ist. Nach Angaben der Mutter ist Gertrud schon immer schwachsinnig gewesen, wie man damals undifferenziert sagte, und kommt mit 6 Jahren zum ersten Mal für kurze Zeit in die Einrichtung für Behinderte nach Stetten im Remstal. Mit 12 Jahren bekommt sie epileptische Anfälle, was dazu führt, dass sie mit 15 Jahren für sieben Jahre in der Anstalt Stetten untergebracht wird.
Weil die Mutter 1937 invalidiert wird, kann sie sich fortan um ihre Tochter kümmern und holt sie nach Hause. Doch daheim geht es nicht gut mit ihr: Die Tochter hat alle 8 bis 10 Tage einen epileptischen Anfall. Sie ist besonders aggressiv gegen ihren Bruder, der der SS beigetreten ist. Gertrud bekommt Tobsuchtsanfälle und wirft mit Gegenständen um sich.
Schon nach einem Jahr, also 1938, muss die Mutter sie wieder ins Bürgerhospital bringen. Nach zwei Wochen Aufenthalt wird sie in die Psychiatrie nach Schwäbisch Hall geschickt. Von dort wird Gertrud Wellner am 10.3.1941 – so wie viele behinderte Menschen – nach Hadamar bei Limburg „verlegt“ und noch am gleichen Tag in der Gaskammer umgebracht.
Am 15. April 2013 wurde für Gertrud Wellner ein Stolperstein gesetzt.
Recherche und Text: Elke Martin, Heinz Wienand, Stolperstein-Initiative Feuerbach/Weilimdorf