Emilie Zänglein, geborene Vetter, kam am 28. Oktober 1879 in Cleebronn, Kreis Öhringen, zur Welt. Sie heiratete am 26. Oktober 1901 in Cleebronn den am 18. Februar 1876 in Waldenburg, Kreis Öhringen, geborenen Ernst Zänglein, Schultheiß a.D. in Adolzfurt, heute Ortsteil von Bretzfeld im Hohenlohekreis. Wann das Ehepaar nach Rohr zog, ist nicht bekannt. Ein Sohn wurde 1902 in Stuttgart geboren.
Im Adressbuch von Vaihingen und Rohr von 1933 lautet die Wohnadresse der Familie „Schillerstraße 16 in Rohr“. Im Jahr 1938 steht im Adressbuch nach Umbenennung der Schillerstraße „Thingstraße 16 in Rohr“. Im Familienregister von Stuttgart-Vaihingen ist vermerkt, dass Ernst Zänglein am 12. April 1938 aus der evangelischen Kirche ausgetreten ist.
Im Bürgerhospital Stuttgart ist keine Patientenakte von Emilie Zänglein vorhanden. Am 5. Juni 1930 wurde sie mit der Diagnose „Schizophrenie“ in die Heilanstalt Weissenau eingewiesen, die als sogenannte Zwischenanstalt bei der „Aktion T4“ diente. Von dort wurde Emilie Zänglein am 10. Juni 1940 mit anderen Patienten in einem grauen Bus mit undurchsichtigen Fensterscheiben zu der Tötungsanstalt Grafeneck auf der Alb transportiert und am gleichen Tag in der Gaskammer ermordet.
Am 21. September 2021 wurde für Emilie Zänglein in der Thingstr. 16 in Stuttgart-Rohr ein Stolperstein verlegt.
Recherche und Text: Dr. Karl-Horst Marquart, Stolperstein-Initiative Stuttgart-Vaihingen