Max Schweizer wurde am 28.6.1877 in Schopfloch in Bayern (Franken) geboren; seine Frau Ida geb. Ettlinger kam am 20.2.1887 in Karlsruhe zur Welt. Max besuchte die Höhere Schule in Dinkelsbühl und die Handelsschule in Nürnberg.
1913 heirateten Max und Ida in Frankfurt am Main. Sie zogen nach Stuttgart und wohnten seit 1913 ununterbrochen bis 1939 in der Immenhoferstraße 12 C. 1914 wurde der Sohn Hermann geboren, im selben Jahr zog der Vater in den Ersten Weltkrieg und kämpfte für Deutschland bis Kriegsende 1918. 1920 wurde die Tochter Mira Klara geboren.
Max betrieb eine Fasshandlung (Industriefässer), Lager und Büro waren in der Rotebühlstraße 21. Es war ein gutgehendes und florierendes Unternehmen bis ca. 1928/29, als sich der Fasshandel durch die aufkommende Industrialisierung nicht mehr lohnte. Max übernahm nun die Generalvertretung der Margarinefabrik L.H. Mohr & Co., Sitz in Altona, für Württemberg und Hohenzollern. Sein Schwerpunkt war die Versorgung der jüdischen Bevölkerung seiner Gebiete mit Koscher-Margarine. Deren Vertrieb wurde ab 1933 sehr eingeschränkt und 1935 verboten. Damit hatte Max Schweizer seine Existenz verloren.
Bis dahin hatte man in einem gut bürgerlich geführten Haushalt gelebt, es gab eine Haushaltshilfe, die Kinder besuchten die höheren Schulen und fast alljährlich fuhr man auf einige Wochen in die Ferien. Der Sohn sagt später: „In unserem Elternhaus waren sehr viel mehr Gold- und Silbergegenstände und Schmuck vorhanden, als bei der Stuttgarter Pfandleihanstalt abgeliefert wurden“ (die dortigen Listen wurden später bei den Wiedergutmachungs-Verhandlungen eingesehen). „Meine verstorbenen Eltern hatten den größten Teil des persönlichen Schmucks sowie des Tafelsilbers etc. aus Angst vor Ablieferung schon früher verpackt und guten Bekannten zu treuen Händen übergeben in der Hoffnung, die Gegenstände später mal wieder zurückzubekommen.“
Besonders wertvoll war eine Tora-Rolle aus Pergament mit Silberbehang, Brustschild und Krone aus massivem Silber, und einem bestickten Samtmäntelchen. Immerhin war ein Bruder von Max der Rabbiner Dr. Abraham Schweizer, der in der Gymnasiumstraße 23 wohnte.
Das Leben der Familie Schweizer wurde immer ärmer und schwieriger. Die Eltern sorgten für die Auswanderung ihrer Kinder: der Sohn Hermann überlebte in Haifa, die Tochter Mira Klara ging zuerst nach Tel Aviv, heiratete und lebte später als Mira Klara Rassi in Johannesburg / Südafrika und zuletzt in Rio de Janeiro / Brasilien.
1939 mussten Max Israel und Ida Sara Schweizer – die Zusatzvornamen „Israel“ und „Sara“ war seit 1.1.1939 Kennzeichnungs-Pflicht für alle Juden – in die Heusteigstraße 17 ziehen. Am 22.10.1941 wurden sie zwangsumgesiedelt nach Oberdorf bei Bopfingen, wo sie eng zusammengepfercht in den kleinen Häusern der dortigen Juden wohnten.
Am 26. März 1942 kam die Deportation nach Izbica, Distrikt Lublin. Von Oberdorf und den anderen Orten kamen die armen Menschen ins Sammellager auf dem Killesberg, der Zug fuhr am Inneren Nordbahnhof ab. Izbica war ursprünglich ein Dorf, verkehrsgünstig für die Deportationszüge an einer Bahnlinie gelegen. Es war zum Durchgangslager für die Vernichtungslager, vor allem Belzec und Sobibor, geworden.
Maria Zelzer schreibt in ihrem Buch „Weg und Schicksal der Stuttgarter Juden“ (1964): „Der Transport mit dem Ziel Izbica nahm mit den arbeitsfähigen Erwachsenen (Max war 65 Jahre, Ida erst 55 Jahre alt) auch die letzten jüdischen Kinder Stuttgarts mit. Keiner von den 278 Deportierten kam zurück.
Eine Frau, Cecylja Bujanowska aus der Umgebung von Izbica, wendet sich später an den Sohn Hermann Schweizer. Sie habe die Eltern mehrmals besucht: „Sie haben mir einige Male erzählt, dass sie einen Sohn hatten und eine Tochter in Palästina, welche sie wahrscheinlich in ihrem Leben nicht mehr sehen werden. Während des schweren Winters im Jahr 1943 habe ich ihnen geholfen, wie ich nur konnte und ihnen von Zeit zu Zeit etwas Lebensmittel gebracht, um sie am Leben zu erhalten.“ Sie habe die Eltern zum letzten Mal gesehen Ende 1943 in Izbica. Dann war sie gezwungen, den Kontakt abzubrechen
So verliert sich die Spur von Max und Ida Schweizer in Izbica. Später werden sie auf den 8. Mai 1945 für tot erklärt.
Am 6. Oktober 2009 wurden für Max und Ida Schweizer in der Immenhoferstraße 12C Stolpersteine verlegt.
Recherche und Text: Irma Glaub, Stolperstein-Initiative, Stuttgart-Süd