Max Berenz wurde am 5.10.1898 in Bönstadt, Kreis Friedberg (Hessen) geboren. Er war Jude, sein erlernter Beruf: Metzger, sein ausgeübter Beruf: selbständiger Handelsvertreter. Max war Soldat im 1. Weltkrieg. Er wurde durch einen Lungendurchschuss schwer verwundet und war dadurch zu 50% kriegsbeschädigt.
Max Berenz heiratete in Karlsruhe Erna, geb. Meyer, geb. am 5.8.1912 in Reichelsheim (Odenwald), jüdischer Abstammung, Friseurin und Hausfrau, und hat mit ihr 3 Kinder: die Zwillinge Abraham und Manasse, geb. am 27.11.1937 in Darmstadt und Bela, geb. am 7.4.1942 in Bopfingen.(1)
Im November 1938 wurde Max Berenz von der Gestapo verhaftet und vom 15.11. 1938 bis 1.12.1938 in das KZ Welzheim gesteckt. Der Grund der KZ-Haft wird in der Akte des Staatsarchivs nicht genannt.
Vom 1.9.1939 an bis zu seiner Deportation war er beschäftigt als Bauarbeiter im Baugeschäft Leopold Wittmer, Stuttgart-Nord, Birkenwaldstraße 76. Diese Firma heißt in der Zeit von 1933-1945 Wittmer & Hoschka und befand sich auf dem Gelände des Nordbahnhofs. Weitere Arbeitsstellen waren: Gartengestalter Carle, Carl Mutschler, Eis-Doderer, Alfred Rhein und vom 4.6.1941 – 27.9.1941 Hans Dolderer (lt. AOK Stuttgart).
Ab dem 19. September 1941 musste die Familie Berenz den Judenstern tragen.
Max Berenz zieht am 2.10.1941 mit seiner Frau Erna und den Zwillingskindern nach Oberdorf (Ipf) in die dortige Lange Gasse 24. Nach den Gesamtumständen muss davon ausgegangen werden, dass der Umzug auf einem plötzlich gefassten Entschluss und nicht freiwillig erfolgte. Diese Umstände werden wir noch ermitteln. Jedenfalls wurde das dritte Kind mit Namen Bela in Oberdorf geboren. Oberdorf bei Bopfingen war wohl der Fluchtort der Familie Berenz vor der Deportation. Im November 1958 teilt das Bürgermeisteramt Oberdorf im Wege der Wiedergutmachung dem Landesamt Stuttgart mit, Max Berenz habe mit seiner Familie in Stuttgart in der Albert-Schäffle-Straße 105 im Hause Nachmann gewohnt, bevor er nach Oberdorf gezogen sei.(2)
Am 26.4.1942 wurde die Familie Berenz mit ihren 3 Kindern, von denen die Zwillinge erst 4 Jahre alt sind und das Jüngste erst 7 Wochen, von der Gestapo abgeholt und am 28.4.1942 nach Izbica (Polen) deportiert. Damit ist Bela Berenz wohl das jüngste jüdische Opfer von Stuttgart.
Es sei mit Bestimmtheit anzunehmen, dass Max Berenz, seine Frau Erna und die 3 Kinder: Abraham, Manasse und Bela nicht überlebt haben. Durch rechtskräftigen Beschluss vom 25.11.1949 wurde die Familie Berenz auf den 31.12.1942 für tot erklärt.
Recherche und Text: Gerhard Hiller
1 Die Geburtsdaten und –orte der Kinder stammen vom Bürgermeisteramt Oberdorf a. Ipf.
Die vorstehenden Geburtsdaten sind entnommen einem Schreiben des Bürgermeisteramtes Oberdorf a.Ipf vom 26.6.1957 an das Landesamt für Wiedergutmachung in Stuttgart.
2 Wohnort Oberdorf bestätigen die Israelitische Kultusvereinigung und der International Tracing Service(ITS) der US-Zone. Der ITS gibt am 8.6.1948 an, dass Max Berenz Ende 1941 nach Oberdorf gezogen ist und im April 1942 nach Izbica (Polen) deportiert wurde „and never returned“ (vgl. Akte EL 350 ES 15110, Blatt 20). Das Bürgermeisteramt Oberdorf bestätigt, dass die gesamte Familie sich am 23.4.1942 amtlich hier abgemeldet hat nach „Unbekannt“, jedenfalls – wie es heißt – zur Deportierung.