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Eduard Eger, Haussmannstraße 270

Eduard Gottlob Eger kam am 24. Juli 1909 in Stuttgart zur Welt. Sein Vater Eduard Christian war Schmied, seine Mutter Friederike, geb. Hoss, war Hausfrau und verdiente als Toilettenfrau etwas dazu. Von seinen Geschwistern ist eines als Kleinkind gestorben, ein weiteres wurde tot geboren, sodass Eduard Gottlob als Einzelkind aufwuchs. Die Familie wohnte in der Haußmannstraße 270. Der Vater erkrankte an “Katatonie” (einer Schizophrenieform) und wurde 1916 zum ersten Mal in die Heilanstalt Winnental (heute Zentrum für Psychiatrie Winnenden) eingewiesen. Dort ist er 1937 verstorben.
Eduard muss ein zartes Kind gewesen sein, das unter Magen- und Darmstörungen litt und deshalb häufig appetitlos war. Er besuchte bis zu seinem 14. Lebensjahr die Waldorfschule. Während der Schulzeit hatte er unter den Hänseleien seiner Mitschüler zu leiden. Trotzdem verließ er die Schule ungerne. Ein Lehrer der Waldorfschule hatte dem Gesundheitsamt gemeldet, dass Eduard durch den Vater “erblich belastet” sei. Davon erfuhr Eduard und nahm sich diesen in seiner Unausweichlichkeit bedrückenden Schicksalsspruch sehr zu Herzen.

Eduard absolvierte keine Lehre, sondern war als Hilfsarbeiter in wechselnden Anstellungen tätig, unterbrochen durch Arbeitslosigkeit. Es belastete ihn sehr, dass er seine Mutter nur wenig oder gar nicht mit seinem Verdienst unterstützen konnte.
Eduard lernte ein Mädchen kennen. Bald waren beide sich einig, zu heiraten. Der Termin für die Trauung stand bereits fest, da sagte die Braut im letzten Moment ab. Diese tiefe Enttäuschung dürfte Eduards Weg in die Krankheit beschleunigt haben. Er wurde immer stiller und zurückhaltender.
Das Verhalten des Mädchens ist auch vor dem Hintergrund der damaligen rassehygienischen Propaganda zu sehen, die den Blick für alles schärfte, was nach erblicher Belastung aussah. Denn das “Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses” von 1933 drohte mit der Zwangssterilisation eines eventuell belasteten Partners.

Im April 1935 wurde Eduard nach kurzem Aufenthalt im Bürgerhospital Stuttgart in die Heilanstalt Rottenmünster eingeliefert. Im August 1935 kam er in die Weißenau (Ravensburg) und im Oktober weiter nach Winnental. Kontakte zwischen ihm und seinem Vater gab es dort jedoch nicht.

In Winnental blieb er bis zum 11. Juni 1940. An diesem Tag wurde er in die “Landespflegeanstalt Grafeneck” auf der Münsinger Alb verlegt. Das war eine der fünf deutschen Tötungszentralen zur Beseitigung von 70.000 Kranken aus den Heil- und Pflegeanstalten des Reiches. Dort wurde er gleich nach dem Eintreffen in der Gaskammer ermordet und eingeäschert.

Der Stolperstein für Eduard Gottlob Eger wurde am 23. Mai 2015 gesetzt.
Die Inschrift lautet:
    HIER WOHNTE
    EDUARD EGER
    JG. 1909
    EINGEWIESEN 1935
    HEILANSTALT WINNENTAL
    ‘VERLEGT’ 11.6.1940
    GRAFENECK
    ERMORDET 11.6.1940
    AKTION T4

Recherche und Text: Stolperstein-Initiative Stuttgart-Ost