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Klara Feit, Sophienstr. 23 A

Klara FeitKlara Feit, wurde 1898 in Stuttgart geboren. Sie ist die Tochter von Albert Feit einem jüdischen Silberschmiedemeister aus Wien, der in Stuttgart, Rotebühlstr. 1 ein Juweliergeschäft eröffnete und in der Sophienstr. 23 A wohnte. An ihn erinnert ein Kleindenkmal das im November 2006 hier in den Gehweg eingelassen wurde. 

Albert heiratete die ev. Witwe Luise Rehn, geb. Obenland. Diese brachte den Sohn Hans und die Tochter Luise mit in die Ehe. Aus dieser Verbindung entstammen die Töchter Elsa, geb. 4.04. 1896 und Klara, geb. 19.07.1898; beide blieben ledig.

Die „relative” Sicherheit, die Albert Feit durch seine „privilegierte Mischehe”, wie es die Nationalsozialisten nannten, genoss, währte allerdings nicht lange. Etwa 7 Monate nach der Machtergreifung, starb am 16. August 1933 seine Frau. – Da er als Jude sein Geschäft nicht mehr führen durfte, wurde es am 1. 01.1940 geschlossen. Später konnte seine „arische” Stieftochter Luise Rehn das Geschäft wie der eröffnen und so die Familie kurze Zeit über Wasser halten, bis es wieder geschlossen wurde, da mit „Luxuswaren” nicht mehr gehandelt werden durfte. – Tochter Klara, von der wir nicht viel wissen, wurde von ihrer Schwester als „nervenkrank an den Folgen des Ersten Weltkrieges” beschrieben. Der Vater bezeichnete die Tochter als still und zurück-gezogen. – Zeitweise arbeitete Klara als Haushaltshilfe in Familien, konnte sich aber nicht lange an dem jeweiligen Arbeitsplatz halten. Immer wieder musste sie sich einer psychiatrischen Behandlung in eine Heilanstalt unterziehen, weil die Rest-Familie sie nicht pflegen konnte.

So traf ein weiterer Schicksalsschlag die Familie1940: Klara fiel dem Euthanasie-Programm der Nationalsozialisten zum Opfer. Sie war von Winnenden nach Grafeneck verbracht worden, wo sie am gleichen Tag, Donnerstag, den 30. Mai, vergast wurde. – Auch die ältere Tochter Elsa, die als Kontoristin ausgebildet war, überstand die Schreckenszeit nicht folgenlos. Sie war „nervlich sehr schwach”, wie Rechtsanwalt Ostertag bestätigte. Er war einer der wenigen jüdischen „Rechtskonsulenten” gewesen, die in der nationalsozialistischen Zeit noch die Interessen ihrer jüdischen Mitbürger vertreten durften und überlebt haben. Er hat nach dem Krieg versucht, Elsa zu einer kleinen Entschädigung zu verhelfen, da sie fast mittellos war und die Jahre bis zu ihrem Tod in verschiedenen Heilanstalten, auch in Winnenden, verbrachte.

Viel ist von Albert Feits Ersparnissen nicht übrig geblieben, da er eine „Juden-Vermögensabgabe” hatte leisten müssen. Seine Stieftochter, Luise Rehn, hat sich offensichtlich nach Kräften bemüht, dem jüdischen Teil ihrer angeheirateten Familie zu helfen. Vor ihrem Tod am 11. April 1944 hat sie testamentarisch verfügt, dass nicht ihr „arischen” Bruder, sondern ihre „halbjüdische” Schwester das Familienvermögen erhalten sollte. Aber was war übrig geblieben? Durch Zwangsabgaben und sonstige Besteuerungen wurde das Vermögen stark reduziert. Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Anwalt bemühen sich, Elsa Feit zu ihrem rechtmäßigen Erbe und zu einer angemessenen Entschädigung zu verhelfen. Dicke Akten im Staatsarchiv Ludwigsburg geben hierüber Aufschluss. September 1952 findet das Hin und Her sein Ende mit der Auszahlung in Höhe von 1.429 DM Und das Geld musste für die Pflege aufgewendet werden. – Elsa starb am 29.2.1968 in Stuttgart.

Recherche und Text: Franz Hergenröder, Jennifer Lauxmann und Elke Martin
Spender/Pate: Hellmut G. Haasis und Geschwister, Reutlingen
Quelle: Staatsarchiv Ludwigsburg

Albert Feit
Vater Albert Feit
Elsa Feit
Tochter Elsa Feit