Immer wieder sind wir bei den Recherchen zu den Schicksalen der Opfer des Nationalsozialismus betroffen auch von den Urteilen, die aufgrund des Bundesentschädigungsgesetzes vom 1. Oktober 1953 ausgesprochen wurden: In der Akte zur Wiedergutmachung für Klara Levi steht: „Schlichter: bei Würdigung aller Umstände kann sonach mit aller Wahrscheinlichkeit festgestellt werden, dass der in Stuttgart zurückgelassene Hausrat anlässlich der Zwangsumsiedlung der Erblasserin vom Deutschen Reich sichergestellt und verwertet wurde. Ein Entschädigungsanspruch nach dem Bundesentschädigungsgesetz ist in einem solchen Falle nicht gegeben (§ 5 des Gesetzes). “Wegen Schadens durch Zahlungen von Sonderabgaben wurde eine Erstattung von 3000 DM zugesprochen.
Klara Levi, geb. Eppstein, * 11.7.1869 Oberndorf am Neckar, lebte mit ihrem Ehemann Rudolf Levi, * 26.8.1865 Haigerloch, in der Urbanstr. 66 in Stuttgart.
links Urban-/rechts Schützenstrasse. – Der Betrachter steht auf dem Urbansplatz, an dem auch das 1857 gegründete Kgl. Konservatorium für Musik liegt, heute staatl. Hochschule für Musik und Darstellende Kunst.
Sie bekamen drei Kinder: das älteste, die Tochter Rosa, geb. 1898, verheiratete Pressburger, konnte vor den Nazis nach Amerika fliehen. Der Sohn Walter, geboren ein Jahr später, wurde mit seiner Frau und seinen sechs Kindern von den Nazis ermordet. (Stolpersteine in der Alexanderstr. 81, Walter und Hannah Levi und ihre sechs Kinder. Das Nesthäkchen Manfred, geb. 1910, floh nach Amerika und lebte bis zu seinem Tod in San Francisco.
Kriegszerstörtes Wohnhaus Urbanstr. 66
Am 3.06.1939 starb Rudolf Levi. Martha war seine Alleinerbin. Zwei Jahre nach seinem Tod 1941 wurde Klara Levi gezwungen ihre Wohnung zu verlassen und in ein sog. Judenhaus, in die Reinsburgstr. 107 umzuziehen. Dort wohnte bereits ihr Sohn Walter mit seiner Familie. Nur ein paar Monate konnte Klara mit ihrem Sohn, ihrer Schwiegertochter und ihren 6 Enkeln zusammen leben bis diese ganze Familie am 1.12.1941 nach Riga deportiert wurde. Klara selbst wurde Anfang 1942 nach Haigerloch zwangsumgesiedelt, wo sie bei einer Tante ihres Mannes unterkam. Dorthin nahm sie, wie wir von der Freundin der Tochter, Betty Hanauer, wissen, nur Wäsche mit. Das Vermögen der Familie Levi war nicht unbeträchtlich, da Rudolf Levi ein sehr gut bezahlter Prokurist der Firma Julius Eppstein gewesen war.
Am 22.08.1942 wurde Klara Levi über Stuttgart nach Theresienstadt deportiert und von dort einen Monat später, am 29.09.1942, nach Treblinka. Wahrscheinlich wurde sie vom Zug direkt in die Gaskammer geschickt.
Recherche und Text: Jennifer Lauxmann, Barbara Heuss-Czisch.
Quellen:
Hauptstaatsarchiv Ludwigsburg
Foto Wohnhaus: Stadtarchiv Stuttgart
Foto Urachplatz: Sammlung Klaus Steinke, Stuttgart
Spender/Pate: Ewald Binder, Stuttgart.