Gertrud Lutz, geb. Schlotterbeck wurde nach der Machtübernahme wegen ihrer kommunistischen Überzeugung und ihren politischen Tätigkeiten mehrmals inhaftiert. Am längsten vom 24. 10. 1933 bis 07. 12. 1936. Nach ihrer Haftentlassung im Dezember 1936 zog sie in die Wohnung „Auf dem Haigst 6“. 1938 heiratete sie den Forstassessor Walter Lutz und am 2. August 1942 wurde ihre Tochter Wilfriede geboren. Kurz darauf fiel ihr Ehemann im Krieg. Als die Bombenangriffe zunahmen, zog Gertrud Lutz mit ihrem Kind zur Bauernfamilie Keller in Grabenstetten auf der Schwäbischen Alb. Am 10. Juni 1944 war sie mit Wilfriede zu Besuch im Elternhaus in Stuttgart-Luginsland, als die Gestapo vorfuhr und alle Anwesenden verhaftete. Die beiden von der Gestapo gesuchten Brüder von Gertrud Lutz, Hermann und Frieder Schlotterbeck, waren rechtzeitig gewarnt worden und geflüchtet. Aber auch Hermann Schlotterbeck wurde noch gefasst. Nur Frieder konnte sich in die Schweiz retten und dadurch überleben. Gertrud Lutz wurde am 30. 11. 1944 zusammen mit ihren Eltern und weiteren Verhafteten im KZ Dachau wegen angeblicher „Vorbereitung zum Hochverrat“ ermordet.
Die zweijährige Wilfriede kam zunächst in ein NS-Kinderheim in Waiblingen. Nach zwei Monaten setzte Familie Keller durch, dass sie wieder zu ihnen nach Grabenstetten kam. Von dort holte sie der einzige Überlebende der Familie Schlotterbeck, Frieder Schlotterbeck, nach dem Krieg zu seiner späteren Ehefrau Anna in die Schweiz. 1948 zogen die überzeugten Kommunisten Anna und Frieder Schlotterbeck mit Wilfriede in die Ostzone, die spätere DDR.
Aber dieses kritische Ehepaar war den dortigen Machthabern auch wieder unbequem. 1953 wurden beide unter fadenscheinigen Gründen verhaftet und drei Jahre lang in DDR-Gefängnissen inhaftiert. Wilfriede war wieder drei Jahre lang ohne Eltern in einem DDR-Heim.
Heute lebt Wilfriede Hess geborene Lutz in Berlin.
2010 gaben G. Randecker und M. Horlacher ein Buch heraus zum 100. Geburtstag von Gertrud Lutz mit vielen ihrer Briefe, Fotos und Dokumenten: Günter Randecker (Hrsg.), Michael Horlacher (Hrsg.): Gertrud Lutz geb. Schlotterbeck : *17.9.1910 Reutlingen – +30.11.1944 KZ Dachau. Briefe – Dokumente – Bilder. 4. Auflage. Stuttgart, Wilfriede Hess, 2019
Buchbestellungen: GertrudL@gmx.de
Verlegung des Stolpersteins: 5. Oktober 2009
Recherche und Text: Doris Neu, Initiative Stolpersteine Stuttgart-Fildervororte.
Quellen:
Buch vom Bruder Frieder Schlotterbeck: Je dunkler die Nacht. Halle a. d. Saale, Mitteldeutscher Verlag, 1969.
Kontakte mit der Tochter von Gertrud Lutz: Wilfriede Hess geborene Lutz, Berlin und anderen Zeitzeugen.