Frau Rosen geborene Honig ist am 23. Juni 1870 in Mainz geboren und wohnte mit ihrem Ehemann Alexander Rosen, Kaufmann, seit 1930 in Stuttgart-Degerloch in der Reutlinger Straße 73. Nach dem Tode Ihres Ehemannes war sie alleinige Hausbesitzerin.
Das Ehepaar hatte keine Kinder, aber Frau Rosen hatte noch eine Schwester, Frau Flora Fischer geborene Honig, die in Stuttgart überlebte. Sie wohnte 1954 in Stuttgart in der Wernlinstraße 1 und verstarb am 19.10.1955. Flora Fischers Sohn Egbert lebte damals in Nürnberg. Die Tochter, die englische Staatsbürgerin Hildegard Barcourt geb Fischer, geschiedene Johnston, war am 29.7.1944 in Villecroze in Frankreich tot aufgefunden worden. Ihr Ehemann Maximilian Barcourt und der Adoptivsohn Jean Fischer-Thieffry lebten 1952 in Frankreich.
In den letzten Jahren vor Frau Rosens Zwangsevakuierung wurde ihr Haus immer mehr zu einem von den Nationalsozialisten so genannten „Judenhaus“. 1938 wohnte die Familie David hier und nach deren Tod Familie Zloczower.
Heinrich Zloczower lebte vorher in Weissach und hatte dort eine Zahnarztpraxis. Da er seinen Beruf nicht mehr ausüben durfte, zog er mit seiner Familie zu Frau Rosen nach Stuttgart-Degerloch. Auch die Familie Zloczower, Heinrich Zloczower, seine Ehefrau Klara geb. Inschir und die am 16.6.1934 in Stuttgart geborene Tochter Edith, wurden am 1.12.1941 nach Riga deportiert und dort im März 1942 ermordet. Sie werden aber ihre Stolpersteine in Weissach bekommen, wie mir von Herrn Hermann Rapp mitgeteilt wurde (Hirschstr. 17, 71287 Weissach).
1941 wohnten auch Markus Inschir und seine Ehefrau Anna geb. Kopebuovski hier, die davor in der Gerberstr.30/II wohnten. Laut Deportationslisten wurde Anna Inschir am 26.4.42 nach Izbica deportiert. Dort überlebte niemand die Deportation. Markus Inschir wird nicht erwähnt. Herr Rapp sagte mir nun, dass das Ehepaar Inschir die Schwiegereltern von Heinrich Zloczower waren. Aber hier habe ich nicht weiter recherchiert, weil wir diese Unterlagen nach Weissach abgegeben hatten.
Frau Rosa Rosen wurde 1942 zwangsevakuiert nach Tigerfeld. Nach eidesstattlichen Erklärungen von Zeugen verlangte ein Malermeisterehepaar Bossert von Frau Rosen, ihre Haushaltsgegenstände sofort aus dem Hause zu schaffen, was damals wegen den Transportschwierigkeiten nicht möglich war. Deshalb wurde sie gezwungen, alles in den uneingezäunten Garten zu schaffen. Vieles wurde gestohlen oder ging kaputt. Die Zeugen gaben weiterhin an, dass das Ehepaar Bossert seinen Judenhass auch verbal an der alten, alleinstehenden Frau ausließ.
Am 22. August 1942 wurde Rosa Rosen von Tigerfeld nach Theresienstadt deportiert und von dort am 29. September 1942 weiter nach Treblinka, wo sie ermordet wurde.
Eigentümer des Hauses waren seit 1940 vermutlich Helene Rukwied und 1950 Wilhelm Rukwied.
Am 10.12.1952 wurde die Rückerstattung beantragt; der Auseinandersetzungs-vertrag stammt vom 31. Mai 1954.
Egbert Fischer erbte 1/2 , Maximilian Barcourt und Jean-Fischer Thieffry je ¼ des Anwesens Reutlinger Str. 73.
1959 kaufte Karl Heim das Anwesen von Egbert Fischer (1968 Günter Heim, 1982 Jeanette Heim).
Verlegung des Stolpersteins: 15. März 2008
Recherche und Text: Doris Neu, Initiative Stolpersteine Stuttgart-Fildervororte.
Quellen: Staatsarchiv Ludwigsburg.