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Maria Treyz, Alte Stuttgarter Str 109

Treyz Maria FotoMaria Treyz wurde am 21. April 1907 als Tochter des Metallpressers Friedrich Treyz und seiner Ehefrau Hermine, geb. Schaustein in der elterlichen Wohnung in Botnang,  Westheim 104, geboren.  Aus der Geburtsanzeige geht hervor, dass die Familie katholisch war.
Aus den Adressbüchern der Stadt Stuttgart lässt sich die Familie Treyz bis in die vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts als wohnhaft in der Alten Stuttgarter Str. 109 im Erdgeschoß nachweisen.  Im Erdgeschoß des Hauses waren insgesamt vier Familien gemeldet.
Am 26. Juni 1931 zeigte der Verwalter der Landeshebammenschule dem Standesamt Stuttgart an, dass die unverehelichte Maria Treyz am 12. Juni 1931 einen Knaben geboren hatte.
In den Akten des Bürgerhospitals Stuttgart im Stadtarchiv Stuttgart findet sich ein Bericht vom 16. April 1934 über einen Besuch einer  “Fürsorgerin”  in der Wohnung. Daraus geht hervor, dass sie den Eindruck hat, dass  “Maria geistig nicht ganz intakt sei”.  Sie meint, dass der Sohn von Maria nicht  “genügend erzieherisch behandelt wird”. Weiterhin halte sie  “die Kindsmutter für selbst zu ungezogen”.  Sie empfiehlt, das Kind in ein Heim einzuweisen.  Der letzte Satz ihres Berichtes lautet:  “Bei dieser Gelegenheit wäre es gut, die Kindsmutter etwas mehr auf ihre geistige Verfassung hin zu prüfen.” Bezeichnend für diesen maschinengeschriebenen Bericht ist, dass dieser handschriftlich mit  “Fürsorgerin”  unterzeichnet ist, ein Namen dieser Fürsorgerin findet sich nicht.
Aus einem weiteren Bericht, ohne Datum, geht hervor, dass  Maria am 4. Mai 1934 zusammen mit ihrem Kind wohl auf Veranlassung des Jugendamtes zu einer Untersuchung im Bürgerhospital war.  Das Jugendamt hatte bestimmt, dass scheinbar das Kind zu untersuchen sei, damit die Mutter es nicht merke, weil sie sonst vielleicht  nicht ins Bürgerhospital zur Untersuchung zu bringen wäre.
Der 4. Mai 1934 war der letzte Tag der Maria Treyz in Freiheit.  Sie war bis zum 15. Juni 1934 im Bürgerhospital, an diesem Tag wurde sie in die Heilanstalt Rottenmünster in Rottweil  “entlassen”  wo sie bis zum 16. September 1940 verblieb. Am diesem Tag wurde sie nach Grafeneck  “verlegt”  und unverzüglich ermordet.
Um den Mord zu verschleiern wurde dem Standesamt Botnang bzw. den Angehörigen von einem Standesamt Brandburg II mitgeteilt, dass Marie Treyz dort am 4.10.1940 verstorben sei.  Selbst der Vorname wurde nicht mehr korrekt angegeben.
Auf dem Botnanger Friedhof wurde die übersandte Urne im Grab der Mutter Hermine Treyz beigesetzt.  Das Grab in dem später noch der Vater und andere Verwandte bestattet wurden, ist im Jahr 2002, nachdem die Belegungsfrist abgelaufen war, abgeräumt worden.

Recherche und Text:  Initiative Stolpersteine Stuttgart-Botnang, Ingeborg und Jörg Geiß
Quellen: