Norbert Weitzner wurde am 10.07.1902 in Wien geboren, seine Frau Hedwig Adler am 7.01.1903 in Schwäbisch Hall-Steinbach.
Norbert Weitzner war von Beruf Goldschmied. Er heiratete am 2. Juli 1935 in Stuttgart Hedwig Adler, diese war offiziell am 1. Juli von Schwäbisch Hall-Steinbach nach Stuttgart gezogen. Gemeinsam wohnten sie seitdem in der Immenhofer Straße 16, 1. Stock.
Wie und warum Norbert Weitzner von Wien nach Stuttgart kam, ist unbekannt. In der aufstrebenden Hauptstadt Württembergs hatten sich – nach Maria Zelzer – seit Ende des 19. Jahrhunderts auch mehrere jüdische Juweliere, Optiker und Uhrmacher nieder gelassen, wie z.B. die ebenfalls aus Wien kommende Familie Justitz mit einem bis 1933 gut gehenden und beliebten Juweliergeschäft. Familie Justitz aus Stuttgart-Degerloch, Meistersingerstr. 21. Vielleicht hatte Norbert schon vor 1935 in Stuttgart gearbeitet und in Untermiete gewohnt. In Schwäbisch Hall war er jedenfalls nie gemeldet.
Von Hedwig Weitzners Leben wissen wir mehr. Die Mutter Fanny Eichberg aus Laudenbach bei Mergentheim hatte 1894 den Handelsmann Hermann Adler aus Steinbach bei Schwäbisch Hall geheiratet. Im eigenen Haus in Steinbach in der Niederstetter Straße, neben der Synagoge, wuchs Hedwig auf zusammen mit der acht Jahre älteren Schwester Mathilde – *1895, – ein Bruder war als Kind gestorben.
Als Hedwig erst drei Jahre alt war, starb auch der Vater. Die Familie wohnte ja neben der Synagoge, so war Fanny Adler viele Jahre mit ihren beiden Töchtern für die Reinigung des rituellen Bades zuständig, was sicher auch eine Verdienstmöglichkeit für die Witwe bedeutete.
Mathilde und Hedwig hatten beide den Beruf einer Kontoristin und konnten damit auch finanziell die Mutter unterstützen. Mathilde, unverheiratet, blieb ihr ganzes Leben im elterlichen Haus bei der Mutter wohnen. Diese starb 1937, 74jährig, und liegt wie ihr kleiner Sohn und ihr Ehemann auf dem jüdischen Friedhof in Schwäbisch Hall-Steinbach beerdigt.
Hedwig und Norbert waren seit 1935 nur vier gemeinsame Jahre in der Immenhofer Straße 16 vergönnt. 1939 mussten sie in die Bismarckstraße 92 umziehen, in ein „Judenhaus“, d.h. es gehörte einem Juden, der viele andere Juden aufnehmen musste; die erste Stufe der Separierung und Sammlung.
Für Norbert wird vorübergehend die Wolframstraße 61 angegeben, das Bürgerhospital, litt er doch besonders schwer unter dem Druck der Diskriminierung und Verfolgung.
Am 9.10.1941 erfolgte die „Evakuierung“ nach Haigerloch ins Judenviertel Haag, wo sie wieder in einem jüdischen Haus sehr beengt leben mussten.
Am 22.8.1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert mit dem großen Transport von etwa 1.100 meist alter Menschen, zuvor von Haigerloch ins Sammellager auf dem Killesberg gebracht. Mehr als zwei Jahre litten sie in Theresienstadt. Erst 39 und 40 Jahre alt, wurden sie sicher zu Arbeiten herangezogen, was sie aber nicht vor dem gewaltsamen Tod bewahrte.
Am 19.10.1944 mussten sie die Fahrt ins Vernichtungslager Auschwitz antreten.
Dieses Datum wird 1952 vom Amtsgericht Stuttgart als Todeszeitpunkt festgelegt.
Für Hedwigs Schwester, Mathilde Adler, findet sich der amtliche Eintrag vom 28.11.1941: „Neue Wohngemeinde: nach dem Osten.“
Es ist eine makabre Umschreibung für die Deportation in den Tod! Gemeint ist der erste Transport von Stuttgart aus, nach Riga am 1.12.1941, mit vorheriger Fahrt
von Schwäbisch Hall zum Stuttgarter Sammellager auf dem Killesberg.
An der gleichen Stelle im Inneren Nordbahnhof stiegen ein ¾ Jahr später die Schwester Hedwig und ihr Mann Norbert in den Deportationszug, diesmal nach Theresienstadt, um zwei Jahre später – 1944 – in Auschwitz getötet zu werden.
Recherche und Text: 2010 / Irma Glaub, Initiative Stolpersteine Stuttgart-Süd.
Quellen: