Verurteilt wegen „Verbreitung kommunistischer Druckschriften“
Erwin Winkler war Schneider und arbeitete u.a. bei der Firma Kniel, Böblinger Str. 209, der Firma Paul Heinle, der Firma Karl Nanz in Zuffenhausen und der Firma Rotter, Bad Cannstatt. Er wurde am 4.12.1933 an seinem Wohnsitz in Stuttgart verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Am 21.2.1934 wurde er mit Urteil des Oberlandesgerichts Stuttgart OJ NR. 92/33 wegen Verbreitung kommunistischer Druckschriften zu einem Jahr und 9 Monaten Gefängnis – abzüglich einem Monat Untersuchungshaft – verurteilt. Diese Strafe hatte er am 27.7.1936 im Landesgefängnis Ulm verbüßt. Während der Haft erkrankte er an nasser Rippenfellentzündung und wurde in das Krankenhaus Ulm eingewiesen. Dort wurde zusätzlich eine Tuberkulose festgestellt. Wegen seiner Krankheit wurde er vor seiner Entlassung auf den Hohenasperg verlegt. Erwin Winkler starb, nachdem er in verschiedenen Krankenhäusern und Heilstätten untergebracht war, am 28.2.1941 an Tuberkulose.
Seine Frau hat Unterlagen von der Krankenkasse, des städtischen Krankenhauses Ulm und vom Sozialamt Stuttgart-Zuffenhausen Nr. 139800 vorgelegt. Aus dem Entschädigungsbescheid: “Da der Erblasser im Zeitpunkt der Verhaftung arbeitslos war, seine Arbeitskraft also ohnehin nicht nutzen konnte, und auch auf Grund der damaligen ungünstigen Lage auf dem Arbeitsmarkt im Verlauf der nächsten Monate mit einer Arbeitsaufnahme nicht hätte rechnen können, war ihm vorerst durch die Haft kein entschädigungsfähiger Schaden im beruflichen Fortkommen entstanden.” Die 7-köpfige Familie erhielt nur eine geringe Entschädigung.
Das Kelterviertel, in dem die Familie Winkler wohnte, wurde in den dreißiger Jahren vom NS-Regime errichtet. Hier wurden den Nazis unliebsame Menschen konzentriert, z.B. Kommunisten, Gegner des NS-Regimes und Sinti. Der Luftschutzbunker in der Hohenloher Str. durfte von ihnen nicht benutzt werden. Sie mussten bei Luftangriffen in ihren Häusern bleiben oder sich verbotenerweise in der Dohle des Feuerbachs verstecken, wo viele bei Bombenangriffen umkamen.
Der Stolperstein für Erwin Winkler wurde am 20. Mai 2009 verlegt.
Die Inschrift lautet:
HIER WOHNTE
ERWIN WINKLER JG. 1906
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 21.12.1933
LANDESGEFÄNGNIS ULM GEFÄNGNIS HOHENASPERG
TOT AN HAFTFOLGEN 28.2.1941
Text u. Recherche: Inge Möller, Initiative Stolpersteine Zuffenhausen
Quellen Text: Staatsarchiv Ludwigsburg
Bild: VVN
Kontakt: Inge Möller