Je dunkler die Nacht, desto heller die Sterne
….steht auf dem Grabstein von Walter Häbich in Stuttgart. Er selbst hatte sich dieses Motto für sein kurzes Leben gewählt. Walter Häbich wurde am 15.10.1904 in Stuttgart geboren. Er war das 5. Kind einer Arbeiterfamilie. Der Vater war Mechaniker und das Geld knapp in der siebenköpfigen Familie. Walter war aber als Kleinster der Sonnenschein vor allem des Vaters, der ihm seine knappe Freizeit widmete. 1906 kaufte die Familie eine Gastwirtschaft und die Arbeit wurde für alle noch härter, die freie Zeit noch knapper. Schicksalsschläge wie der Tod der ältesten Tochter 1912 und der Tod des Vaters 1913 suchten die Familie heim. Im Krieg 1914 wurde der Geldmangel der Familie dramatisch. Sie verloren die Gastwirtschaft und hatten oft nicht einmal das Geld, Essen auf die kärglichen Lebensmittelmarken zu kaufen. Walter wäre gerne Zeichner geworden, aber aus Rücksicht auf die Not der Familie erlernte er den Beruf des Bandagisten, der ihm zuwider war, aber ein akzeptables Auskommen versprach.
Als Kommunist und langjähriger Vorsitzender des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands lernte Walter Häbich schon vor den Nazis die Unterdrückung Andersdenkender in der Weimarer Republik kennen. Nach dem Verbot der KPD und des kommunistischen Jugendverbands am 23.11.1923 wurde er als knapp 18jähriger in “Schutzhaft” genommen (auch diese beschönigende Bezeichnung haben die Nazis nicht erfunden). Erst 1925 wurde er durch eine Amnestie frei gelassen. Er wurde u.a. Redakteur der “Neuen Zeitung” in München, was 1931 zu seiner erneuten Verhaftung führte. Bis Weihnachten 1932 wurde er auf dem Hohenasperg gefangen gehalten.
Nach der Machtergreifung der Nazis ging er am 6.3.33. in den Untergrund, um weiterhin die “Neue Zeitung” herausgeben zu können. Die Druckerei, die in einem katholischen Kloster versteckt war wurde am 23.9.33. ausgehoben. Häbich und seine Mitstreiter wurden nach Dachau gebracht. Dort wurde er gefoltert und in Dunkelhaft gequält, von seinen Mithäftlingen durch heimliche Unterstützung am Leben gehalten.
Als die Nazis beim so genannten “Röhm-Putsch” neben innerparteilichen Gegnern auch viele Gegner des Faschismus ermordeten, gehörte Häbich am 1. Juli 1934 zu den Opfern.
Die Beisetzung der Urne von Walter Häbich auf dem Botnanger Friedhof wurde trotz Verbot zu einer Demonstration gegen das NS-Regime. Viele Menschen nahmen trotz Anwesenheit der Gestapo an der Trauerfeier teil.
Recherche und Text: Initiative Stolpersteine Stuttgart, Gretel Weber, Inge Möller.
Im Rahmen des Projektes „Frage-Zeichen – Jugendliche im Gespräch mit Zeitzeuginnen des Nationalsozialismus“ wurde ein Film mit Gretel Weber produziert. Gretel war als Kleinkind in eine Pflegefamilie gekommen. Walter Häbich war ihr „Ziehbruder“. Den Film finden Sie hier.