Ascher Adolf Wolff (geb. 1866 in Schwäbisch Hall, gest. 1936 in Stuttgart) war ein jüdischer Textilunternehmer, dessen Vorfahren sich gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Braunsbach, einem Dorf unweit Schwäbisch Hall, als Händler und Handwerker niedergelassen hatten. Er war 1893 als Teilhaber in die von seinem Vater Lippmann Wolff gegründete Sortieranstalt eingetreten, die aus Knochen und Hadern hochwertige Papiere und später Kunstbaumwolle herstellte.
1896 heiratete er Hedwig Gern, Tochter eines Hopfenhändlers aus dem Fränkischen. Sie bekamen zwei Söhne, Ludwig und Alfred. Im Zuge der Erweiterung ihrer Produktion verlegte die Firma ihre Hauptniederlassung von Schwäbisch Hall nach Zuffenhausen ( 1931 nach Stuttgart eingemeindet). 1917 zog die Familie in das von Hedwig Wolff erworbene Haus in der Stuttgarter Danneckerstrasse 22. 1931 wurde der Familienbetrieb „Lippmann Wolff & Sohn“ in eine Einzelfirma umgewandelt, geleitet von Ludwig, dem älteren Sohn. Vater Adolf Wolff zog sich aus dem Geschäftsleben zurück und widmete sich seiner leidenden Ehefrau. Als sie 1933 starb, ging das Anwesen in das Eigentum des Witwers und der beiden Söhne über.
Im Sommer 1936 wurde er, mutmaßlich von Nachbarn, der „Rassenschande“ verdächtigt und anonym bei der Polizeibehörde angezeigt. Der Hintergrund: Im September 1935 war neben dem „Reichsbürgergesetz“ das „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ erlassen worden. Es verbot Eheschließungen zwischen Nichtjuden und Juden und stellte außerdem deren sexuelle Kontakte als „Rassenschande“ unter Strafe, desgleichen die Beschäftigung „arischer“ Dienstmädchen in jüdischen Haushalten. Die Familie Wolff hatte bereits seit Jahrzehnten eine nichtjüdische Haushaltshilfe beschäftigt, für die, wohl nach Überzeugung Adolf Wolffs, das Verbot nicht gelten würde. Nun aber wurde ihm unterstellt, gegen dieses „Blutschutzgesetz“ verstoßen haben. Aufgrund der anonymen Anzeige erging an ihn eine richterliche Vorladung, der er in Begleitung seines Anwalts nachkam. Die eingeräumte Frist zur Abgabe einer Einlassung wartete er nicht ab. Am 19. Juni
1936 setzte er seinem Leben ein Ende.
Noch im selben Jahr verkaufte der ältere Sohn, der inzwischen seine Auswanderung geplant hatte, das Haus in der Danneckerstrasse, im Jahr darauf seine „Sortieranstalt Ludwig Wolff, Rohstoffe für Papierfabriken“ unter dem Druck der um sich greifenden Plünderung jüdischen Vermögens. Den Erlös der Notverkäufe verschlangen „Sühnesteuer“, „Reichsfluchtsteuer“ und willkürliche Steuernachforderungen. Im September 1938 verließ er mit seiner Familie Stuttgart, in der Hoffnung auf eine neue Existenz in den USA. Die Kosten für die Überfahrt mussten ihm Schweizer Freunde und der in New York lebende Bruder leihen.
Drei Tage nach seinem Tod wurden Adolf Wolffs sterbliche Reste auf dem Israelitischen Friedhof im Stuttgarter Pragfriedhof begraben.
Dietrich Leube