Obwohl die Deportation der Opfer im ‘Dritten Reich’ in unmittelbarer Nachbarschaft stattfand, wurden sie meist schnell vergessen und sind heute – wenn überhaupt – nur noch anonym und in ihrer Gesamtzahl von Interesse. Dass diese Menschen einst einen Namen und eine Wohnung besaßen, macht die wunderbare Aktion “Stolpersteine” sichtbar, die der Kölner Künstler Gunter Demnig im November 2000 ins Leben rief.
Seither wurden Demnigs Steine, 10 x 10 cm groß, aus Beton gegossen und mit einer Messingtafel versehen, in Köln, Hamburg, Freiburg, Berlin und anderen Städten sowie im Ausland in öffentliche Gehwege eingelassen.
Um den Ort, an dem man lebt, zu verstehen, ist es auch wichtig, seine Geschichte zu kennen.
Obwohl die Steine trotz ihres Namens selbstverständlich niemanden gefährden und zum Stolpern bringen können, sollen sie im Vorübergehen zu einem Stolpern im Geiste veranlassen und das individuelle Opfer – und damit ein Stück Geschichte – in unser alltägliches Leben zurückholen.
Der Mechaniker Emil Gärttner
Am 19. Mai verlegt Gunter Demnig einen Gedenkstein für Emil Gärttner, geboren 1896 und als Mechaniker bei Kodak tätig, der im Zusammenhang mit der Widerstandsgruppe um die Untertürkheimer Familie Schlotterbeck verhaftet und mit dieser im November 1944 im KZ Dachau “wegen Vorbereitung zum Hochverrat” hingerichtet wurde.
Anlässlich der Stolperstein-Verlegung fand vor dem Haus Augsburger Straße 601 eine Gedenkveranstaltung für Emil Gärttner statt, in dessen Gedenken 1946 in Obertürkheim eine Straße benannt wurde.
Bislang wurden über 11.000 Stolpersteine verlegt – davon 400 alleine in Stuttgart.
mw
Aktualisiert: 13.05.2009 15:16 Uhr