Der Vater, Gustav (Hermann) Schütz, wurde 1886 in Cleebronn geboren. Er war Packer bei der Firma Bosch, und im Jahr 1913 heiratete er die 6 Jahre jüngere (Luise) Marie Beyl, die ebenfalls aus Cleebronn stammte.
Am 15. September 1914 bekamen die beiden einen Sohn, den sie Gustav Friedrich nannten. Auf den Tag genau ein Jahr später kam die Tochter Erna zur Welt. Sicher keine einfache Zeit für die junge Familie, denn im Sommer 1914 hatte ja der Erste Weltkrieg begonnen.
Zunächst wohnte Familie Schütz in der Stuttgarter Straße 87, danach in der Mühlstraße 19, dann in der Mühlstraße 21, heute Mohrenhof 1, im „Henne’schen Haus“, das früher Mohrenhof hieß, und zwar im ersten Stock. Der Mohrenhof gehörte zu Alt-Feuerbach und wurde im Jahr 1768 nach dem Chirurgus Jakob Mohr (1706-1773) benannt.
Eine erste ärztliche Beurteilung des kleinen Gustav erfolgte im Alter von 4 ½ Jahren, doch erst spätere Diagnosen nannten Microcephalie, also eine sehr schwere geistige Erkrankung. Ab August 1929, also mit knapp 15 Jahren, kam Gustav Schütz in das Krankenhaus der Anstalt Stetten im Remstal. Vermutlich war er vorher in Winnenden untergebracht.
Aus den Akten in Stetten erfahren wir, dass Gustav gut sehen und hören konnte, aber nicht sprechen. Er war durchaus gesellig, konnte aber auch aggressiv werden.
Am 13. September 1940, zwei Tage vor seinem 26. Geburtstag, wurde Gustav Schütz in einem der berüchtigten Busse „verlegt“ nach Grafeneck, das heißt, er wurde deportiert und noch am selben Tag ermordet. In Grafeneck hatte man eine Garage zur Gaskammer umgebaut, in welche die behinderten Menschen gleich nach der Ankunft gebracht wurden. 10.654 Kranke, vor allem aus Bayern, Baden und Württemberg, aber auch aus Hessen und dem heutigen Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 1940 in Grafeneck ermordet.
Gustav Schütz verlor sein Leben auf Anordnung der Nationalsozialisten, die in Berlin in der Tiergartenstraße 4 eine geheime Organisation unterhielten, die dafür zuständig war, sogenanntes „unwertes Leben“ zu vernichten, „Aktion T 4“ genannt.
Seit 3 Jahren befindet sich neben der Berliner Philharmonie in der Tiergartenstraße 4 ein modernes Denkmal, ein Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde.
Am 9. Oktober 2017 wurde für Gustav Schütz ein Stolperstein verlegt.
Recherche und Text: Elke Martin, Heinz und Hildegard Wienand
Stolperstein-Initiative Feuerbach/Weilimdorf