Gustav Silberstein wurde am. 27. Januar 1893 in Lodz geboren. Er war von Beruf Schneider und in der Untergrundbewegung. Seine Frau Johanna Silberstein (geb. Stiefel) kam am 25 Januar 1895 in Merzingen/Baden zur Welt. Von 1934 bis 1939 lebte das Ehepaar mit den vier Söhnen in der Dornhaldenstr. 19. 1940 – im Zuge des „Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden“ wurden sie gezwungen, in ein sog. „Judenhaus“/Ghettohaus in der Sophienstraße 33/2 (damals Ernst-Weinstein-Straße) zu ziehen.
Am 13. Juli 1942 mussten sie in ein Zwangsaltenheim für jüdische Menschen nach Haigerloch ziehen. Von dort wurden sie nach Theresienstadt und schließlich nach Auschwitz deportiert, wo sie 1942 ermordet wurden.
(Von links nach rechts) Die Söhne Kurt, Robert, Leo und Alfred Silberstein um 1936 (das letzte Foto vor der Trennung für 36 Jahre)
Die vier Söhne von Gustav und Johanna Silberstein, Kurt, Robert, Leo und Alfred, emigrierten nach Israel und in die USA (Kalifornien, Oregon und Connecticut)
Von den Söhnen erhielten wir die folgenden Fotos und Informationen:
Robert Silberstein flog 1933 aus der Höheren Handelsschule, begann eine Ausbildung in der Landwirtschaft. 1936 hatte er endgültig genug von der Diskriminierung und emigrierte nach Palästina.
Auch Leo (Silverton) musste Stuttgart 1936 verlassen. Er hatte seinem Vater in der Untergrundbewegung geholfen, seine Schriften abgetippt und verteilt. „The handwriting was on the wall.“ Verwandte in den USA besorgten ihm Visum und Papiere, so dass er flüchten konnte. Ein Jahr später holte er zuerst seinen Bruder Kurt (Silvon) nach Amerika, 1939 folgte dann Alfred.
Alfred (Silverton) wurde im Oktober 1938 von der Sicherheitspolizei ins Gefängnis gesteckt und am nächsten Tag nach Polen deportiert. Nach ca. sechs Monaten konnte er schließlich über Warschau, Brüssel und Antwerpen in die USA emigrieren.
Die Brüder wollten auch die Eltern noch nach Amerika holen. 1939 hatten sie die Papiere dafür bereit und nach Deutschland gesandt. Dann begann der Krieg, die Papiere kamen zurück, die Eltern kamen nach Auschwitz und wurden dort 1942 ermordet.
Wiedersehenstreffen in Stuttgart auf Einladung von Manfred Rommel (Stuttgarter Oberbürgermeister von 1974 bis 1996) Von links nach rechts: Leo Silverton, Alfred Silverton, Robert Silberstein, Vertreter der Stadt (vierter von links: Walter Mann, der das Wiedersehenstreffen der Silberstein-Brüder organisiert hatte. Er war sozialdemokratischer Gemeinderat und Vorsitzender des Waldheims Heslach. Dort fand das Treffen 1989 statt) und Kurt Silvon.Im März 2005 wurden in der Dornhaldenstraße 19 Stolpersteine für Gustav und Johanna Silberstein verlegt.
Recherche und Text: Stolperstein-Initiative Stuttgart-Süd