Hermann Weißhaupt wurde am 11.1.1908 in Oberzell Kreis Ravensburg geboren.
Er war das siebte von elf Kindern. Er wuchs auf in Feuerbach, in der Tunnelstraße 23, heutige Dieselstraße 6. Mutter Hedwig, geborene Kustor, zog die Kinder groß ohne ihren Mann, der wohl schon früh die Familie verlassen hatte. Hermann wurde katholisch erzogen. Nach der Schulzeit fand er keinen Ausbildungsplatz und schlug sich als Hilfsarbeiter durch. Er trat dem Kommunistischen Jugendverband bei und bald auch der KPD. Seinen Austritt aus der katholischen Kirche hatte er schon vorher erklärt. Er war ein aktiver Antifaschist.
Am 8. November 1930 kam es in der Turnhalle am Kelterplatz in Zuffenhausen anlässlich einer öffentlichen Versammlung der Nationalsozialisten, zu der auch die kommunistischen Gegner eingeladen waren, zu Auseinandersetzungen. Zwischen 60 und 100 Kommunisten, vorwiegend aus Feuerbach, hatten sich eingefunden, teils in Zivil, teils in Rot-Front-Kämpfer-Uniform. Bei ihrem Anmarsch trafen sie auf die vor der Halle postierten SA-Leute in Uniform, die ihnen den Zutritt verweigerten. Darauf kam es am Saaleingang zu einem Handgemenge, das in Gewalttätigkeit ausartet. Das Überfallkommando rückte an, trieb mit Gummiknüppeln die Demonstranten auseinander und nahm Verhaftungen vor. Fünf Kommunisten wurden mit Hieb- und Stichwaffen so zugerichtet, dass sie ins Feuerbacher Krankenhaus verbracht werden mussten
Hermann Weißhaupt wurde von dem Zuffenhäuser Tapeziermeister und SA-Mann Oskar Bröll mit einem Messer der Bauch aufgeschlitzt, so dass die Gedärme hervortraten. Er starb 2 Wochen später, am 23. November 1930, im Krankenhaus im Alter von 22 Jahren. Er war das erste Opfer nationalsozialistischer Gewalt in Stuttgart.
Im Beisein seiner Mutter und seiner Schwestern wurde Hermann Weißhaupt von Stadtpfarrer Waibel der Feuerbacher Josefsgemeinde auf dem Feuerbacher Friedhof beerdigt. Täter Oskar Bröll bekam 2 Jahre Haft und wurde, als die Nazis an die Macht kamen, vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen und konnte sich ungehemmt für den Nationalsozialismus betätigen. Im Jahr 1934 kam es zum Wiederaufnahmeverfahren, weil Bröll gegen das Urteil von 1931 Revision eingelegt hatte. Das Verfahren endete mit dem Freispruch für Bröll und der Begründung, er habe aus Notwehr gehandelt. Wegen seiner außerordentlichen Verdienste für die Partei erhielt er 1939 den Blutorden.
Im Mai 1947 wurde im Rahmen der „Entnazifizierung“ vor der Spruchkammer in Zuffenhausen erneut Anklage gegen Bröll erhoben. Bröll wurde in die Gruppe der Belasteten eingereiht und für anderthalb Jahre in das Arbeitslager nach Ludwigsburg eingewiesen. Die KPD Zuffenhausen legte Berufung gegen das Urteil vom Mai 1947 ein und forderte eine erneute Durchführung des Verfahrens, weil ein Zeuge seine erzwungene Falschaussage von 1934 widerrufen hatte. Bröll bekam daraufhin eine längere Haft, die aber durch das Arbeitslager schon weitgehend verbüßt war.
Am 8. Mai 2007 wurde für Hermann Weißhaupt ein Stolperstein verlegt.
Sein Name steht auf dem Mahnmal für Opfer der NS-Zeit auf dem Feuerbacher Friedhof.
Recherche und Text: Heinz Wienand, Stolperstein-Initiative Feuerbach/Weilimdorf