Hildegard Schönlen wurde am 25. Februar 1907 geboren. Ihr Vater Gustav war Sattler und Tapezierer in Feuerbach. Ihre Mutter hieß Marie und war eine geborene Jeutter.
Tochter Hildegard ist von Geburt an behindert und bekommt im Jahr 1911 ihren ersten epileptischen Anfall. Sie ist auf Grund ihrer Krankheit nicht in der Lage, eine Schule zu besuchen. Die Anfälle häufen sich und treten besonders bei Nacht auf. Hildegard ist halbseitig gelähmt, aber sie ist nach Beurteilung des Stuttgarter Gesundheitsamtes organisch gesund.
Im Mai 1934 diagnostiziert der Feuerbacher Arzt Dr. Emmert bei Hildegard Schönlen schwere Epilepsie, und das Feuerbacher Wohlfahrtsamt weist das Gesundheitsamt an, einen Besuch bei der Familie Schönlen zu machen, um den Zustand der Tochter zu beurteilen. Der Auftrag wird einen Monat später von einem Vertreter des Gesundheitsamtes ausgeführt mit dem Ergebnis, es scheine dringend notwendig, wie es in der Stellungnahme heißt, Hildegard in einer Heil- und Pflegeanstalt unterzubringen, „auch in Anbetracht der Tatsache, dass die Kräfte der Mutter infolge der nunmehr 23 Jahre dauernden anstrengenden Pflege allmählich anfangen, nachzulassen.“
Am 10. August 1934 wird Hildegard in der Heil- und Pflegeanstalt Stetten im Remstal als Patientin aufgenommen. Ihre Mutter ist zu dieser Zeit 59 Jahre alt, ihr Vater bereits 72.
Im August 1939 stellt der Anstaltsarzt in Stetten eine ärztliche Bescheinigung aus, in der er bescheinigt, dass Hildegard an Epilepsie leide „mit einhergehender, langsam zunehmender, schwerer Verblödung“. Daneben bestehe bei ihr eine teilweise Spannungslähmung von Armen und Beinen, so dass sie nicht in der Lage sei, selbständig zu gehen und deswegen getragen werden müsse. Außerdem bestehe eine Erkrankung der Körperhaut und Kopfhaut an Ringflechte, deren Behandlung erfordere, dass der Patientin die Kopfhaare geschoren werden müssten. Und dann heißt es zum Schluss: „Es wäre von der Mutter uneinsichtig, hieran Anstoß nehmen zu wollen.“ Am 16. November 1940 schreibt die Mutter eine Postkarte an die Hauseltern der Heil- und Pflegeanstalt Stetten. Aus den Zeilen wird deutlich, dass sie mit dem Tod ihres lieben Kindes rechnet.
Als die Postkarte der Mutter in Stetten ankommt, ist ihre Tochter bereits tot. Am 5. November, also 11 Tage vor dem Abschicken der Postkarte, wird Hildegard Schönlen in einem der berüchtigten Busse von Stetten aus nach Grafeneck deportiert und dort am selben Tag in der zur Gaskammer umgebauten Autogarage ermordet.
Am 30. April 2010 wurde in der Kärntner Straße 35 ein Stolperstein für sie verlegt.
Recherche und Text: Elke Martin, Heinz Wienand
Stolperstein-Initiative Feuerbach/Weilimdorf