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Johann Uebler, Dachswaldweg 178

Johann Adam Uebler kam am 9. Mai 1897 in Fürth bei Nürnberg als Sohn des Maurergehilfen Johann Jakob Uebler und seiner Frau Margarete, geborene Hösch, zur Welt. Seine Mutter heiratete in zweiter Ehe den Schreiner Johann Kiesel und zog im Frühjahr 1916 mit ihm und dem Sohn nach Stuttgart. Ob der leibliche Vater gestorben war, ist nicht bekannt. Auch die damalige Wohnadresse kennt man nicht.

Am 1. März 1918, also im Alter von fast 21 Jahren, wurde Johann Uebler in die Heilanstalt Weissenau eingewiesen, von dort kam er am 21. März 1918 in die Heilanstalt Winnental. Grund für die Anstaltsunterbringung war der Ausbruch einer psychischen Erkrankung nach traumatischen Erlebnissen als Soldat im Ersten Weltkrieg. Johann Uebler war auch wegen unerlaubter Entfernung von seinem Truppenteil zu militärischen Disziplinarstrafen verurteilt worden. Am 31. Dezember 1931 wurde er aus Winnental entlassen.

Im Vaihinger Adressbuch von 1933 steht: „Uebler, Johann, Rentner, Dachswaldweg 178“. Das war offenbar sein letzter frei gewählter Wohnort. Auch der Schreiner Johann Kiesel wohnte 1933 dort. Am 11. Oktober 1933 kam Johann Uebler wieder in die Heilanstalt Winnental und blieb dort bis zum 23. Juli 1940. Es konnten keine direkten Nachfahren der Familie Uebler bzw. Kiesel ausfindig gemacht werden, und wir wissen sehr wenig über das Leben Johann Ueblers. Auch gibt es im Bundesarchiv in Berlin keine Krankenakte. Eine Nachbarin des Dachswaldwegs 178, Frau Pascher, sagte jedoch, dass sie die Familie Kiesel gekannt hatte, die in dem früher hier stehenden Haus, das 1943 bei einem Luftangriff zerstört worden ist, wohnte. Das heutige Mehrfamilienhaus wurde 1995 erbaut.

In Heilanstalten verbrachte Johann Uebler mehr als 20 Jahre seines 43 Jahre dauernden Lebens. Am 23. Juli 1940 wurde er „verlegt“, wie man es damals nannte, d.h. mit anderen Heimbewohnern in einem grauen Bus mit abgedunkelten Fensterscheiben zu der Tötungsanstalt Grafeneck auf der Schwäbischen Alb transportiert. Am gleichen Tag wurde Johann Uebler in der Gaskammer ermordet.

An Johann Uebler erinnert ein StolperKunst-Video von Philene Pastenaci und Tamara Priwitzer. Den Videoclip finden Sie hier.

Recherche und Text: Dr. Karl-Horst Marquart und Elke Martin, Stolperstein-Initiative Stuttgart-Vaihingen.

Quellen:
Patientenblätter der Staatl. Heilanstalt Winnental.
Adressbuch für Vaihingen a. F. von 1933 im Stadtarchiv Stuttgart.
Zeitzeugengespräch mit Nachbarin.