Karl Klett wurde am 7. März 1923 als eines von sieben Kinder des Maurers Karl Klett und seiner Frau Pauline, geborene Rebmann in Stuttgart geboren und evangelisch getauft.
Mit der Familie lebte er in der Leo-Vetter-Str. 1 in Ostheim, einer kleinen Siedlung der Wohnbaugenossenschaft.
Karl wurde Maschinenarbeiter. Beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war er gerade einmal 16 Jahre alt.
Wie alle jungen Männer wurde er bald zur Wehrmacht eingezogen und in den Krieg geschickt. Welche Schrecken Karl Klett in diesem Krieg erlebte, wie sehr seine Familie um ihn fürchtete und wie oft er sich zu Hause melden konnte – all das kann man heute nurmehr erahnen.
Einer von Karls Brüdern kommt nie mehr nach Hause – Familie Klett erhielt die Nachricht, dass einer ihrer Söhne gefallen ist. Das Bangen um Karl wurde daraufhin sicher sehr groß, als sie erfahren, dass er 1943 an der Front in Russland verwundet wurde.
Nach seiner Genesung im Lazarett erhielt Karl 16 Tage Heimaturlaub. Er besuchte seine Familie im Stuttgarter Osten und alle spürten wohl, dass sich Karl fürchtet, zurück in den Krieg zu gehen, wie sehr ihm der Schrecken in den Gliedern saß und dass er das Töten nicht mehr mitmachen wollte. Die Mutter, die sehr wohl wusste, dass auf Desertieren die Todesstrafe stand, drängte Karl auf die Rückkehr zu seiner Einheit, denn sie sah keinen anderen Ausweg, als dem Glück zu vertrauen, dass wenigstens dieser Sohn „durchkommen“ würde. Auch die Familie hatte eine schwere Zeit mit den vielen Bombenangriffen auf Stuttgart mit Hunderten von Toten.
Wohl spürte die Mutter, dass Karls Entschluss, diesen Krieg nicht mehr weiter mitzumachen, zum Zeitpunkt seines Heimatbesuchs bereits feststand. Doch war sie froh, dass Karl nicht mit ihr darüber sprach und sich nach Urlaubsende verabschiedete.
Nach kurzer Zeit kam Karl wieder zurück und behauptete, er habe noch drei Tage Sonderurlaub bekommen, da er an die Front komme. Gern glaubte das seine Mutter – drei Tage Aufschub und zugleich drei Tage des dunklen Ahnens.
Erst von der Kriminalpolizei erfuhr die Familie später, dass Karl sich nicht mehr bei seiner Truppe gemeldet hatte.
Am 18. März 1943 wurde Pauline Klett verhaftet. Man brachte sie ins Gestapo-Hauptquartier Hotel Silber, beschimpfte sie, brüllte sie an und stieß sie herum, bis sie zusammenbrach. 6 ½ Monate – bis zum 29. September 1943 behielt man sie in Haft, obwohl Ihr Sohn bereits Mitte Juli 1943 in Wien verhaftet worden war.
Am 1. Juli 1946 berichtete Pauline Klett in einem Schreiben über die Verhaftung und den Verlust ihres Sohnes Karl:
Der 21-jährige Karl Klett wurde am 8. April 1944 in Wien von einem Kriegsgericht wegen „Fahnenflucht“ zum Tode verurteilt und noch am selben Tag im Wiener Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis, Hartmuthgasse 42 erschossen. Die Familie wurde danach per Telegramm benachrichtigt.
Der 21-jährige Karl Klett wurde am Donnerstag, 13. April 1944 um 9 Uhr auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.
Die Stadt Wien stellte der Familie die Kosten für den Sarg, ein Papierkleid, Matratze, Einbettung, Leichenwaschung, Verkitten und Verschrauben des Sarges, Transport auf den Friedhof, Sargträger, Bahrtuch, Besorgung, Grab- und Friedhofsgebühren in Rechnung.
Der Stolperstein für Karl Klett wurde dankenswerter Weise gespendet von den 10. Klassen des Gymnasium Korntal.
Recherche & Text: Gudrun Greth, Stolperstein-Initiative Stuttgart-Ost