Karl Wilhelm wurde 1912 geboren, er wuchs als Einzelkind auf in einem katholischen Elternhaus. Als er 4 Jahre alt war, fiel sein Vater als Soldat im Ersten Weltkrieg an der Westfront. Die Mutter bekam eine spärliche Hinterbliebenenrente. Sie war zeitlebens kränklich und konnte lediglich beim katholischen Pfarrer Waibel in der Oswald-Hesse-Straße im Haushalt arbeiten und fand dort auch für sich und ihren Sohn Unterkunft. Die Straße hieß früher Pragstraße.
Karl besuchte die katholische Volksschule in der Schreinerstraße, heutige Elsenhansstraße und machte nach dem Schulabschluss eine Lehre als. Danach war er arbeitslos. Er wurde Mitglied bei den Naturfreunden, und 1928 trat er – sehr zum Leidwesen seiner gut katholischen Mutter – dem Kommunistischen Jugendverband und ein Jahr später der KPO bei (Kommunistische Partei Opposition, eine Abspaltung der KPD).
Im Oktober 1933 kam Karl Wilhelm zum ersten Mal in Haft wegen – wie es amtlich hieß – „Vorrätighaltung kommunistischer Druckschriften“. Er wurde zu einer Jugendstrafe verurteilt. 1934 aus dem Gefängnis Heilbronn entlassen, kehrte er zu seiner Mutter nach Feuerbach zurück in die Römerstraße 6, heute Zavelsteinstraße, wohin die Mutter inzwischen umgezogen war. Er fand Arbeit als Maschineneinsteller bei einer Stuttgarter Firma. 1935 wurde er zum zweiten Mal verhaftet und angeklagt wegen Vorbereitung zum Hochverrat. Das Urteil: 2 Jahre und 6 Monate Zuchthaus, die er in Ludwigsburg und Welzheim absitzen musste.
Nach der Haft wurde Karl Wilhelm sofort und ohne Gerichtsurteil in das KZ Dachau überführt, wo er 7 Jahre lang bleiben musste. Die sofortige Überführung nach Dachau war dem berüchtigten Gestapo-Mann und Kriminalkommissar Friedrich Keller zuzuschreiben. (Keller wurde am 7. Mai 1949 als Belasteter zu 5 Jahren Arbeitslager verurteilt.) Während der gesamten Haftzeit in Dachau durfte Wilhelm nur ein einziges Mal von seiner Mutter Mathilde besucht werden, und zwar im September 1944. Bei diesem Besuch äußerte ihr Sohn die Befürchtung, dass die beiden sich wahrscheinlich nicht mehr sehen würden. Er glaube, dass, falls das Lager in die Hände der Amerikaner oder Russen falle, die SS alle Gefangenen zuvor erschießen würde.
Im November 1944 kam Karl zwangsweise zur SS-Brigade Dirrlewanger, die an der Ostfront eingesetzt wurde, als „Kanonenfutter“. Bei einem Gefecht bei Guben in Polen am 15. Februar 1945 wurde Karl Wilhelm bei einem Rückzugsgefecht durch feindliches Artilleriefeuer tödlich getroffen. Sein Leichnam konnte nicht geborgen und nicht bestattet werden.
Karl Wilhelm wurde nur knapp 43 Jahre alt, davon hatte er 10 Jahre in Gefängnissen und im Konzentrationslager verbringen müssen – weil er gegen das nationalsozialistische Regime gekämpft hatte.
Am 8. Mai 2007 wurde für Karl Wilhelm ein Stolperstein verlegt.
Sein Name steht auf dem Mahnmal für Opfer der NS-Zeit auf dem Feuerbacher Friedhof.
Recherche und Text: Heinz Wienand, Stolperstein-Initiative Feuerbach/Weilimdorf