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Ludwig Levi, Leuschnerstr. 47

Geboren: 26. August 1896 in Nordstetten bei Horb
Familienstand: ledig
Deportation: 1. Dezember 1941 nach Riga
Tod: Vermutlich im März 1942 bei Riga
Todeserklärung: 31. Dezember 1945 KZ Riga

In welchem Jahr Ludwig Levi von Nordstetten nach Stuttgart zog, wissen wir nicht.
1921 wird auf seinem Personalausweis als ständiger Wohnsitz die Adresse Stuttgart, Militärstraße 101 (heute Breitscheidstraße), angegeben. Im Adreßbuch der Stadt Stuttgart taucht sein Name jedoch erst 1926 auf. Da wohnte er in der Torstraße 14. Ab 1928 war seine Wohnung in der Kasernenstraße (heute Leuschnerstraße) 47 im 3. Stock. 1939 wohnte er kurz in der Paulinenstraße, dann in der Schloßstraße 54. Die beiden letzten Umzüge waren durch die erzwungen Umquartierungen ?Juden in jüdische Häuser? begründet.

Nur wenige biographische Inhalte sind von Ludwig Levi bekannt.
Heimatforscher der Gemeinde Nordstetten konnten jedoch die Vorfahren von ihm bis fünf Generation zurück aufzeigen. Die väterliche Linie, beginnend mit Jonas Levi, wird Anfang des 18. Jahrhunderts in den jüdischen Familienbüchern von Nordstetten aufgeführt. Es handelt sich um den Urururgroßvater von Ludwig Levi. Von der Urururgroßmutter, Simche Levi, geboren 1716, gestorben 1816 in Nordstetten im Alter von 100 Jahren, befindet sich auf dem Nordstettener jüdischen Friedhof das Grab (Grab Nummer 16/356).

Der Geburtsort von Ludwig Levi, Nordstetten, heute eingemeindet nach Horb, war eine jüdische Landgemeinde. Die Levis hatten dort Hausbesitz. Der Urgroßvater, Elias Levi, kaufte 1833 in der Hauptstraße 33/1 ein Haus. Es blieb mehrere Jahre im Besitz der Familie. Auch der Großvater, Emanuel Levi, kaufte 1872 dort ein Wohnhaus. Ludwig Levis Vater, Max Levi, geboren 1861, übernahm 1899 dieses Haus. Im Jahre 1926 wurde es verkauft.
In diesem Haus, in der Hauptstraße 52, wuchs Ludwig mit seinem Bruder Ernst, der 1892 auch in Nordstetten geboren worden war, auf.  Die Mutter, Betti Levi, geborene Dessauer, wurde 1866 in Mühringen/Horb a.N. geboren. Mühringen ist eine Nachbargemeinde. Dort befindet sich seit der Mitte des 16. Jahrhunderts ebenfalls ein jüdischer Friedhof. In dieser Ruhestätte wurden die jüdischen Verstorbenen aus Nordstetten beerdigt, ehe sie in ihrem Heimatort einen eigenen Friedhof hatten. Fünf Generationen der Familie Levi liegen in Nordstetten begraben, auch Max Levi, Ludwigs Vater.
 
Ludwig Levi sowie sein Bruder Ernst waren von Beruf Kaufmann, wie ihr Vater. Ein Urgroßvater wirkte als Wirt und Metzger in Nordstetten. Ob Ludwig in seinem Beruf selbständig war oder bei einer Firma arbeitete, konnte nicht geklärt werden. Auch gibt es keine Unterlagen, ob er im 1. Weltkrieg Soldat war.

Bereits  1850 setzte eine starke Abwanderung der jüdischen Menschen aus Nordstetten  ein. Wirtschaftliche Gründe bewogen die Landjuden, in die Städte zu ziehen. 1925 wurde die jüdische Gemeinde in Nordstetten aufgelöst.

Auch die beiden Levi-Söhne zogen nach Stuttgart. Ernst Levi, der Bruder, heiratete 1924 Berta, geborene Baumann. Das Ehepaar wohnte in der Stuttgarter Mitte. 1928 bekamen sie eine Tochter, Hannelore Fernanda. Sie überlebte in England, wurde Krankenschwester und wanderte 1962 nach Neuseeland aus. Ernst Levi und seine Frau Berta wurden 1941 nach Riga deportiert und sind dort umgekommen.

Im November 1941 wurde Ludwig Levi für den Transport nach Riga ausgesucht. Am 1. Dezember 1941 ging der Transport vom Nordbahnhof in Stuttgart ab, angekommen sind die Menschen in Riga am 4. Dezember 1941. Dann verliert sich die Spur. Für Ludwig Levi gibt es kein Grab.

Sommer 2008
Margot Weiß
Stolpersteininitiative Stuttgart-West

Quellen:
Herr R. Vitt, Horb-Nordstetten
Stadtarchiv Horb am Neckar
Stadtarchiv Stuttgart
Staatsarchiv Ludwigsburg, Entschädigungsakten