Menü Schließen

Luise Lepman, Gerokstraße 70

Ein Stolperstein für Luise Lepman, gesponsert und begleitet von den amerikanischen Schülerinnen und Schülern der Patch High School in Stuttgart-Vaihingen.

Luise LepmanLuise Kahn wurde am 28. Juli 1878 in der Hirschstrasse 30 als sechstes von sieben Kindern des Textilfabrikanten Heinrich Kahn und seiner Frau Marie geb. Höchstädter geboren. Leider ist über Luises persönliches Leben wenig bekannt, wir wissen nicht einmal, welche Schule sie besuchte. Mit 25 Jahren heiratete sie 1903 den Apotheker Markus Landauer, der kurz zuvor in Würzburg eine Apotheke erworben hatte.

Sein Bruder Theodor, der in Heilbronn die väterliche Likörfabrik betrieb, hatte 1902 die Stuttgarterin Helene Bella Lepman geheiratet; womöglich kannten sich die beiden fast gleichaltrigen Schwägerinnen schon als junge Mädchen.

Nach nur neun Jahren Ehe, die kinderlos blieb, starb Markus Landauer Ende 1911 nach schwerer Krankheit. Luise Landauer verkaufte die Apotheke und zog zurück nach Stuttgart in das Haus Silberburgstraße 195, wo auch ihre Eltern wohnten. Der 1. Weltkrieg war eine schwere Zeit. 1916 wurde Luises Bruder Ernst als vermisst gemeldet. Auch die Brüder und ein Vetter ihrer Schwägerin Helene Landauer geb. Lepman meldeten sich zum Kriegsdienst und wurden mehrfach schwer verwundet.

Nach Ende des Krieges ging Luise 1920 mit dem ältesten Bruder ihrer Heilbronner Schwägerin Helene Landauer eine zweite Ehe ein. Leopold Monroe Lepman (Bild unten) hatte während des Krieges die von Vater Lewis gegründete Bettfedernfabrik in Feuerbach auch für die Brüder im Feld weitergeführt. Alle Lepman-Kinder hatten einen amerikanischen Zweitnamen. Mehrere Söhne von Isak Liebmann aus Hechingen waren ab 1853 nach Nordamerika ausgewandert, wo sie den Namen Lepman annahmen. Die Brüder Lewis und Moses kehrten nach 1870 zurück und begründeten, wohl mit Unterstützung des in Illinois verbliebenen Bruders David, in Stuttgart und Feuerbach Fabriken mit importierten Bettfedern.

Leopold Monroe LepmanLeopold Lepman zog zu seiner Frau in die Silberburgstraße 195, wo ihre Mutter nach dem Tod des Vaters weiterhin wohnte. Aber schon sechs Jahre später war Luise zum zweiten Mal Witwe.

Etwa 1931 zog Luise Lepman in das Haus Gerokstraße 70 auf der Gänsheide. Wie alle jüdischen Bürger musste sie ab 1933 die Demütigungen und Sondergesetze der Nazis ertragen. Noch bevor das „Gesetz über Jüdische Wohnverhältnisse“ Mitte 1939 voll in Kraft getreten war, zog sie zunächst 1938 zu ihrer Schwester Anna und ihrem Schwager Dr. med. Henle in die Silcherstraße 7, einem Haus, das den Erben einer jüdischen Familie gehörte. Nachdem Schwester und Schwager 1939 Deutschland verlassen konnten, zog sie mit ihrem ab 1940 verwitweten Bruder Paul Kahn in die Arminstraße 15, ein sogenanntes „Judenhaus“.

1941 entschlossen sich die Geschwister, ihre von Verwandten in den USA ausgestellten Affidavits Pauls Sohn und Frau zu geben, da sie sich selbst den Neuanfang aus dem Nichts heraus nicht zutrauten. Sie würden später nachkommen, so der Plan. Ende Februar 1942 wurde Luise Lepman und ihr Bruder nach Buchau zwangsumgesiedelt, in ein sogenanntes „jüdisches Altersheim“, wo die Menschen in sehr beengten Verhältnissen ihrem ungewissen Schicksal entgegenblickten. Zwei Monate später wurde Luise Lepman nach Stuttgart auf den Killesberg verbracht und am 26. April 1942 mit einem Deportationszug vom Nordbahnhof aus nach Izbica verschleppt. Izbica bei Lublin war ein „Durchgangslager“. Wann und wo sie ermordet wurde ist unbekannt. Von den 285 Menschen aller Altersgruppen, die mit diesem Transport in den Tod fuhren, hat kein einziger überlebt. Luise Lepman war 63 Jahre alt.

Kontaktadresse für den Stein für Luise Lepman:
Susanne Bouché, Eduard-Steinle-Str. 15, 70619 Stuttgart;
E-Mail: susebouche@t-online.de

Bildnachweis: Staatsarchiv Ludwigsburg