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Mathilde Kleinmaier, Villastr. 8

Mathilde Kleinmaier, geb. Rätzer, wurde am 18. Dezember 1898 in Stuttgart geboren. Sie wuchs mit zwei Geschwistern auf, hatte aber eine wenig glückliche Kindheit. Gleich nach der Schulentlassung kam sie zu Verwandten nach Straßburg und half dort “im Laden und in der Küche”. 1919 wurde sie aus Frankreich ausgewiesen und wohnte bis zu ihrer Heirat bei den Eltern. 1920 heiratete sie den Goldschmied Erwin Kleinmaier. Drei Kinder gingen aus der Ehe hervor. Nach der letzten Geburt bekam sie eine “böse Brust” und wurde operiert. Danach konnte sie bald Haushalt und Kinder nicht mehr gut versorgen, war vergesslich und litt unter Verfolgungsideen. Am 1. Januar 1928 wurde sie in die psychiatrische Abteilung des Bürgerhospitals eingewiesen und von dort am 30. Januar nach Göppingen in die Heilanstalt Christophsbad überstellt. Nächste Station war die staatliche Heilanstalt Weinsberg.

Von dort wurde sie am 11. Dezember 1940 “ungeheilt entlassen”, nur um am gleichen Tag in die Tötungsanstalt Grafeneck gefahren und dort unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet zu werden.

Zwei Tage später stellte die “Landespflegeanstalt Grafeneck” den Betrieb ein. Bei der Weihnachtsfeier gab es viel Lob für die geleistete Arbeit. Mit 10.654 Tötungen war das gesteckte Ziel in nur 11 Monaten erreicht. Jeder zweite Kranke oder Behinderte in den württembergischen und badischen Heilanstalten war beseitigt. Nun gab es Platz für Lazarette. Vor allem aber hatte die Regierung den ersten Massenmord an einem unerwünschten Teil der eigenen Bevölkerung geschafft, ohne dass die Angehörigen der Ermordeten sich erhoben hätten.

Der Stolperstein für Mathilde Kleinmaier wurde am 9. Oktober 2017 verlegt.
Die Inschrift lautet:
    HIER WOHNTE
    MATHILDE
    KLEINMAIER
    GEB. RAETZER
    JG. 1898
    EINGEWIESEN 1928
    HEILANSTALT GÖPPINGEN
    ‘VERLEGT’ 11.12.1940
    GRAFENECK
    ERMORDET 11.12.1940
    ‘AKTION T4’

Recherche und Text: Stolperstein-Initiative Stuttgart-Ost