Walter Frohnmüller wurde am 4.7.1911 in Feuerbach geboren. Er wohnt in Feuerbach in der Wernerstraße 31 im Haus der Metzgerei August Bullinger. Das Haus besteht bis in das Jahr 1976, dann wird es von der Firma Bosch erworben und abgerissen (laut Kataster-Eintragung).
Bis zu seiner Verhaftung im Mai 1935 ist Walter Frohnmüller, gelernter Modellschreiner, beschäftigt als Bodenleger bei der Firma Faber & Frohnmüller in Feuerbach. Er ist verheiratet mit Lina Ziegler aus Eltingen bei Leonberg.
Schon vor der Machtübertragung an Adolf Hitler durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 30. Januar 1933 ist Walter Frohnmüller aktiv gegen die Nationalsozialisten. Etwa von 1930 bis Oktober 1932 ist er Organisationsleiter des kommunistischen Jugendverbands, Ortsgruppe Gerlingen. Wegen Streitigkeiten sei er aus der Gerlinger Gruppe ausgetreten, habe aber nach seinem Austritt und nach der „nationalen Erhebung“ mit der KPD sympathisiert. Bei der Recherche kann an keiner Stelle festgestellt werden, dass Walter Frohnmüller Mitglied der KPD gewesen ist.
Er wird angeklagt vom Generalstaatsanwalt beim OLG Stuttgart, und in der Anklageschrift vom April 1936 steht geschrieben, er sei angeklagt wegen Herstellung und Verbreitens von Flugblättern gegen den Nationalsozialismus und wird im Juli 1936 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu 4 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus verurteilt, die er in der Strafanstalt Ludwigsburg abzusitzen hat. Es heißt, er selbst habe sogar die Herstellung von Flugblättern mit teilweise hochverräterischem Inhalt veranlasst, habe diese Flugblätter teils an einen Kurier abgeliefert, teils selbst in Feuerbach verbreitet.
Bei Verkündung des Urteils befindet sich Walter Frohnmüller bereits seit 13 Monaten in Haft, seit Juni1935 in sogenannter Schutzhaft und seit Juli 1935 in Untersuchungshaft im Gerichtsgefängnis Stuttgart I in der Urbanstraße.
Es ist erstaunlich, wie detailliert die „Taten“ des Angeklagten Frohnmüller auf neun Seiten Anklageschrift aufgelistet werden, wobei nicht klar ist, ob sie von den Nazis, der SS und der Gestapo entdeckt wurden, ob sie auf Denunziation zurückzuführen sind und ob er sie im mutigen Widerstand selber zugegeben hat.
Die Anklagebehörde wirft Frohnmüller vor, Anfang April 1935 seinem Schwager, dem Schlosser Eugen Ziegler, einen Abziehapparat und zwei Matrizen übergeben und ihn veranlasst zu haben, 300 bis 400 Stück des Flugblatts „Sturm auf die Bastillen des Betriebsfaschismus“ herzustellen. Ziegler kommt dem Auftrag nach und übergibt seinem Schwager 350 Exemplare des besagten Flugblatts, die dieser zu einem Teil dem Funktionär „Karl“ zur Verteilung übergibt. Den anderen Teil verbreitet er in Feuerbach. Des Weiteren, so die Anklage, beauftragt Frohnmüller seinen Schwager, das Flugblatt „Brüder reicht Euch die Hände zum Kampf“ in einer Auflage von 100 Stück herzustellen. Von diesem Kontingent verteilt er etwa 20 bis 30 Stück in Feuerbach.
Nach seiner Haft, die von Mai 1935 bis November 1939 dauert, wird Walter Frohnmüller am 11. Dezember 1939 wieder bei seinem früheren Arbeitgeber eingestellt. Walter gibt seine illegale Arbeit für die KPD nicht auf. Im Gegenteil. Er beteiligt sich weiterhin durch die Verbreitung von Flugblättern und Druckschriften, wie die „Sozialistische Arbeiterzeitung“ (SAZ), „Rote Fahne“, „Tribunale“, „Junge Garde“ und getarnte Broschüren, etwa Exemplare der „Romanperlen“.
Mit Anweisung des Oberkommandos der Wehrmacht von Januar 1943 werden in Folge der Niederlage in Stalingrad wehrfähige Gefangene und vorbestrafte Nazi-Gegner unmittelbar aus den Zuchthäusern und Konzentrationslagern beziehungsweise aus den Betrieben in die Strafdivisionen versetzt zum Einsatz an der Ostfront. Dieses „Himmelfahrtskommando“ trifft auch Walter Frohnmüller. Im März 1944 wird er zur Strafdivision 999 als Soldat zwangsverpflichtet, wo er sich im Kampf gegen die Rote Armee zu bewähren hat.
Nachdem die Bewährungstruppe 999 von Widerstandskämpfern unterwandert wird, was dazu führt, dass im Mai 1943 an allen angegriffenen Kriegsabschnitten die kampflose Übergabe der Stellungen an den Gegner erzwungen wird, reagiert die Führung der Wehrmacht mit Massenerschießungen von Soldaten dieser Truppe. Nach diesen Ereignissen werden die 999-Verbände nicht mehr in der Hauptkampflinie der Front eingesetzt, sondern deren Einsatz erfolgt vorwiegend als Besatzungs- und Objektsicherungsgruppe, unter anderem auf dem Balkan. Hier werden Kontakte zur jugoslawischen Widerstandsgruppe gesucht und gefunden.
Die jugoslawischen Partisanen sind eine kommunistisch dominierte Volksbewegung unter der Regie der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) und unter der Führung Titos, dem späteren Präsidenten Jugoslawiens.
Viele 999-Soldaten laufen zu den albanischen und jugoslawischen Partisanen über. In Jugoslawien formiert man im August 1943 das deutsche Ernst-Thälmann-Bataillon innerhalb der jugoslawischen Partisanenarmee.
Es ist zu vermuten, dass sich Walter Frohnmüller den jugoslawischen Partisanen anschließt und im Kampf auf Seiten der Partisanen von deutschen Wehrmachtssoldaten erschossen wird. Oder aber als widerständiger Soldat innerhalb der Division 999 von Angehörigen der eigenen Division umgebracht wird. In der Akte, die sich im Staatsarchiv Ludwigsburg befindet, wird die Behauptung aufgestellt, Frohnmüller sei bis zum 28.11.1944 bei der Bewährungseinheit 999 gewesen, dann habe er sich von dieser Einheit durch Fahnenflucht entfernt.
Auf welche Weise Walter Frohnmüller tatsächlich zu Tode gekommen ist, weiß man bis heute nicht. Die vorhandenen und durchgesehenen Akten geben darüber keine präzise Auskunft.
In einem Schreiben des Landesamtes für Wiedergutmachung Stuttgart an das Bundesarchiv in Kornelimünster bei Aachen vom 12.8.1960 heißt es, Walter Frohnmüller gelte seit November 1944 als vermisst in Jugoslawien. Er wird vom Amtsgericht Bad Cannstatt mit Datum des 28. November 1944 amtlich für tot erklärt.
Im Gedenken an Walter Frohnmüller, dem Widerstandskämpfer gegen die Nazis, ist am 20. Mai 2009 an der Stelle, wo sein Elternhaus stand, ein Stolperstein gesetzt worden.
Sein Name steht auf dem Mahnmal für Opfer der NS-Zeit auf dem Feuerbacher Friedhof.
Recherche und Text: Heinz Wienand, Stolperstein-Initiative Feuerbach/Weilimdorf