Einem Lageplan des Städtischen Hochbauamts Stuttgart vom August 1943 ist zu entnehmen, dass für „472 Gefangene“ das „Kriegsgefangenenlager Haldenwies Möhringen“ gebaut werden soll. Vier Wohnbaracken, eine Wasch- und eine Verwaltungsbaracke sind geplant. Zwölf holländische Zwangsarbeiter sind am Bau beteiligt. In einem Schreiben vom November 1943 heißt es, dass noch 15 Gefangene für den Bau von Deckungsgräben eingesetzt werden sollen.
Diese heute noch auf dem Gelände der Jugendfarm vorhandenen „Bunker“ (siehe Foto) sollten als Luftschutzunterstände bei Fliegerangriffen dienen, konnten aber nur vor Bombensplittern schützen. Die Lagerbaracken wurden erst Ende Juni 1944 fertig. Für die Umzäunung des Lagers wurden 30.000 Meter Stacheldraht benötigt. Das Zwangsarbeiterlager wurde zur Unterbringung von ausländischen Arbeitskräften für die Beseitigung von Bombenschäden von der Stadt Stuttgart gebaut.
Bis zum Kriegsende 1945 wurden dort holländische Zwangsarbeiter und sowjetische Zwangsarbeiterfamilien interniert. In dem Lager starben sieben sowjetische, offiziell als „unerwünscht“ geltende, Zwangsarbeiterkinder infolge mangelnder Versorgung:
Wasili Derschiruka, geb. 03.03.1944, gest. 06.02.1945
Lena Gontschar, geb. 10.06.1942, gest. 09.03.1945
Nikolai Kubrizin, geb. 19.02.1944, gest. 11.10.1944
Lidija Maturnewitsch, geb. 05.02.1940, gest. 24.10.1944
Anatoli Pinschonin, geb. 14.04.1944, gest. 21.03.1945
Viktor Sawtschenko, geb. 13.04.1944, gest. 03.02.1945
Ludmila Wasekina, geb. 17.02.1944, gest. 29.09.1944
Am 9. Oktober 2017 wurden in Stuttgart-Möhringen in der Balinger Straße 111 (vor der Jugendfarm Möhringen-Vaihingen) Stolpersteine für sieben sowjetische Zwangsarbeiterkinder verlegt, die 1944/45 im Zwangsarbeiterlager „Haldenwies“ in Stuttgart-Möhringen gestorben sind.
Recherche und Text: Dr. Karl-Horst Marquart, Stolperstein-Initiative Stuttgart-Vaihingen