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Bernhardine Salomon, Hermine Nachmann und Richard Löwenstein, Traubergstr. 15

Bernhardine Tuteur [*] kam am 17.12.1872 in Mannheim zur Welt. Als sie fünf Jahre alt war, am 20.November 1877, wurde ihre Schwester Hermine geboren, mit der sie später in der Traubergstraße 15 wohnen und am Ende die Fahrt in die Vernichtung antreten wird.
Über das weitere Leben der beiden Mädchen ist sehr wenig überliefert. Bernhardine heiratete den Kaufmann John Salomon, der im Dezember 1923 starb. Von Hermines Ehemann kennen wir nur den Namen Nachmann.
Im Haus Traubergstraße 15 lebte noch ein weiterer Jude, Richard Löwenstein. Von ihm kennen wir nur das Geburtsdatum, den 6. Februar 1888.

Am 1. Dezember 1941 wurden die beiden Frauen und Richard Löwenstein mit dem ersten von Stuttgart abgehenden Juden-Sammeltransport nach Riga in Lettland verschleppt. Von Bernhardine Salomon und Richard Löwenstein kam nie mehr eine Nachricht.
Das ist nicht verwunderlich. Im neu eingerichteten Ghettolager Riga waren im September 1941 30.000 Juden eingesperrt, von denen Anfang Dezember bereits 25.000 in den Wäldern erschossen waren. Zeugen berichteten, aus dem Reich ankommende Juden seien oft bereits am Bahnhof selektiert, zur Erschießung gebracht und in Massengräbern verscharrt worden. Im Ghetto seien nur noch ihre Kleider und Schuhe angekommen.
Hermine Nachmann wurde weiter in das Vernichtungslager Maly Trostinec südöstlich von Minsk (Weißrussland) verfrachtet und am 29.September 1942 ermordet.

Die Stolpersteine für Bernhardine Salomon, Hermine Nachmann und Richard Löwenstein tragen folgende Inschriften:

HIER WOHNTE
BERNHARDINE SALOMON
GEB. TUTEUR
JG. 1872
DEPORTIERT 1941
RIGA
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HIER WOHNTE
HERMINE NACHMANN
GEB. TUTEUR
JG. 1877
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET 29.9.1942 IN
MALY TROSTINEC

HIER WOHNTE
RICHARD LÖWENSTEIN
JG. 1888
DEPORTIERT 1941
RIGA
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[*] Der französische Name der jüdischen Familie lässt ihre Herkunft aus der Pfalz vermuten. Die französische Besatzung am Anfang des 19. Jahrhunderts hatte den dortigen Juden für kurze Zeit die bürgerliche Gleichstellung gebracht. Viele Juden fühlten sich Frankreich so verbunden, dass sie französische Namen annahmen.

Recherche und Text: Stolperstein-Initiative Stuttgart-Ost