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Betty Schmal, Heidehofstr. 9

Betty SchmalBetty Schmal, geb. Oberdorfer wurde am 24. Juni 1874 in Plaumloch geboren. Ihre Eltern waren Seckel Oberdorfer, der  Isak und Recha, geborene Heinemann.  Isak und Recha hatten sieben Kinder. Betty war das Vierte. Recha starb als Betty acht Jahres alt war, ihr Vater verheiratete sich wieder. Seine zweite Frau war Regina Rosenthal. Isak und Regina hatten ein Kind, Betty hatte also eine Halbschwester.
Es ist wenig überliefert von Bettys frühen Jahren, aber am 19. Oktober 1896 heiratete sie Julius Schmal, einen Metzger und Viehhändler aus Laupheim und zog dorthin. Sie hatten vier Kinder. Das erste,  Heinrich, starb kurz nach der Geburt, aber die anderen, Simon, Recha und Otto wurden erwachsen. Nachstehend weitere Informationen über sie.

An einem zwischen 1936 und 1938 zogen Betty und Julius nach Stuttgart Bad-Cannstatt. Der Grund für ihren Umzug ist unklar, aber Julius, der 11 Jahre älter war als Betty, war schon in den Siebzigern und zwei ihrer drei Kinder lebten in Stuttgart.
Es scheint, dass Betty und Julius während der gesamten Zeit, die sie in Stuttgart lebten, im Jüdischen Altersheim in der Heidehofstr. 9 wohnten. Julius starb am 11. November 1938, zwei Tage nach der Pogromnacht. Betty blieb in der Heidehofstr. 9, das 1939 zu einem Zwangsaltersheim wurde, bis sie nach Schloss Eschenau transportiert wurde, einem anderen Zwangsaltersheim. Am 7. Januar 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 30. September 1943 starb.

Bettys und Julius’ ältestes Kind Simon wurde am 12. Juli 1898 geboren. Er war der Erste in diesem Zweig der Familie Schmal, der eine grundlegende Bildung erhielt. Nach dem Abschluss des Gymnasiums in Ulm schrieb er sich als Medizinstudent in Tübingen ein. Der Erste Weltkrieg unterbrach sein Studium; er diente für fast zwei Jahre in der Deutschen Armee. Nachdem er aus dem Militärdienst entlassen worden war, nahm er sein Studium wieder auf und erwarb seinen medizinischen Doktorgrad 1923 an der Universität Freiburg. Er ließ sich als Kinderarzt in Stuttgart nieder, wo er Grete Schmidt traf, die er 1936 heiratete. Nach der Pogromnacht wurde er kurzzeitig in Dachau interniert und bald danach, im Dezember 1938, verließen er und Grete Deutschland.

Nachdem sie eine kurze Zeit in Ney York gelebt hatten, so dass er sich auf die Prüfung des Medical State Boards vorbereiten konnte, die er bestand, entschieden er und Grete, sich in Ithaca, New York niederzulassen. Sie hatten zwei Söhne. Grete starb am 15. Januar 1975. Simon, der als mehr als 50 Jahre in Amerika als Allgemeinarzt in Amerika praktizierte, starb am 20. September 1979.

Recha wurde am 29. September 1900 geboren. Nach ihrem Besuch der Latein- und Realschule in Laupheim ging sie für ihre Krankenschwesterausbildung nach Stuttgart. Einige Zeit nachdem sich ihr Bruder als niedergelassener Arzt in Bad Cannstatt praktiziert, arbeitete sie als seine Sprechstundenhilfe bis Simon 1936 heiratete und sie eine Stelle im Jüdischen Krankenhaus in Frankfurt antrat, wo sie bis spät ins Jahr 1940 arbeitete. Ihre Versuche, in die USA oder nach Kuba zu emigrieren, die im Jahr 1941 andauerten, wurden vereitelt. Gegen Ende 1940 zog sie nach Stuttgart, um näher bei ihrer Mutter zu sein und arbeitete im Jüdischen Schwesternheim in der Dillmannstr. 19, in dem seit der Gründung 1905 Häusliche Krankenpflegerinnen ausgebildet wurden, die ihre Privatpatienten in deren Wohnungen in und um Stuttgart versorgten, doch Ende 1940 wurde es wesentlich zum einem weiteren Zwangsaltersheim. Am 13. Februar 1942 wurde Recha nach Schloss Eschenau transportiert und dann am 22. August 1942, zusammen mit ihrer Mutter, im Februar 1945 nach Theresienstadt deportiert.  

Recha war unter den 1500 Insassen von Theresienstadt , die in einem einzigen Zug aus dem Lager in die Freiheit in die Schweiz gelangen konnten. Nach ungefähr 1 ½ Jahren in der Schweiz, zunächst in zwei Vertriebenenlagern und dann als Krankenschwester im Jüdischen Krankenhaus in Basel, gelang es ihr in die USA auszuwandern. In den USA lebte sie in Ithaca mit Simon, Grete und ihren beiden Kindern. Sie arbeitete die meiste Zeit ihres Lebens als Krankenschwester in der Klinik in Ithaca. Sie starb am 8. Juli 1977.

Otto, das jüngste von Bettys und Julius’ Kindern, wurde am 10. März 1905 geboren. Als er etwa 20 Jahre alt war zog er nach Wiedenbrück in Westfalen und heiratete am 25. August 1938  Hilda Julia, geb. Rotherburg in Hannover. Wie sein Bruder und anders als seine Schwester war es Otto möglich vor Kriegsausbruch aus Deutschland zu fliehen. Er und Hilde konnten eine Passage nach Südafrika bekommen und von dort aus gingen sie nach Nordrhodesien, wo er als Buchhalter arbeitete.

Sie hatten zwei Söhne in Ndola. Beide Söhne zogen schließlich nach Johannesburg, Südafrika: Der Ältere um seinen Bildungsabschluss zu machen und der Jüngere wegen besserer Arbeitsmöglichkeiten. Und als Otto in den Ruhestand ging, zogen er und Hilde ebenfalls dorthin. Otto starb am 23. April 1973 und Hilde am 29. August 1985.

Text: Stephen Schmal, Juni 2020
Recherche und Übersetzung: Gudrun D. Greth, Stolperstein-Initiative Stuttgart-Ost

Stolpersteinverlegung Heidehofstr.9_21.09.2020

Verlegung des Stolpersteins für Betty Schmal am 21. September 2020 durch den Künstler Gunter Demnig

Betty Schmal (nee Oberdorfer) was born on June 24, 1874, in Pflaumloch.  Her parents were Seckel Oberdorfer, who went by Isak, and Recha (nee Heinemann).  Isak and Recha had seven children.  Betty was the fourth.  Recha died when Betty was eight, her father remarried  . . .  his second wife was Regina Rosenthal  . . .  and Isak and Regina had one child, so Betty also had a half-sister.

There is little on record of Betty’s early years but on October 19, 1896, she married
Julius Schmal, a butcher and cattle dealer from Laupheim, and moved there.  They had four children.  The first, Heinrich, died in infancy, but the others – Simon, Recha and Otto – lived to adulthood.  Information about them is provided below.

At some point during the period from 1936 to 1938, Betty and Julius moved to Stuttgart, specifically to Bad Cannstatt.  The reason for their moving is not known but Julius, almost 11 years older than Betty, was already in his 70s and two of their three children lived in Stuttgart.

It appears that Betty and Julius lived in a Jewish old-age home at Heidehofstrasse 9 for the entire time they resided in Stuttgart.  Julius died on November 11, 1938, two days after Kristallnacht.  Betty remained at Heidehofstrasse 9  . . .  at some point in 1939, it became a Zwangsaltersheim  . . .  until she was transported to Schloss Eschenau, another Zwangsaltersheim, on January 7, 1942.  On August 22, 1942, she was transported to Theresienstadt, where she died on September 30, 1943.

Betty’s and Julius’s oldest child Simon was born on July 12, 1898.  He was the first in
his part of the Schmal family to receive a substantial education.  After attending
Gymnasium in Ulm, he matriculated as a medical student in Tübingen.  World War I
interrupted his studies; he served for almost two years in the German army.  After being released from military service, he resumed his studies, receiving his medical degree from the university in Freiburg in 1923.  He established a pediatric medical practice in Stuttgart, where he met Grete (nee Schmidt) and married her in 1936.  He was interned briefly in Dachau after Kristallnacht and not soon after that, in December of 1938, he and Grete left Germany.  

After living for a short time in New York City so that he could prepare for the medical state board exam, which he passed, he and Grete decided to settle in the university town of Ithaca, New York.  They had two sons. Grete died on January 15, 1975.  Simon, who practiced medicine  . . .  he became a general practitioner in the U.S.  . . .  for over 50 years, died on September 20, 1979.

Recha was born of September 29, 1900.  After attending the Latein und Realschule in Laupheim, she went to Stuttgart for nursing training.  At some point after her brother established his medical practice in Bad Cannstadt, she worked as his nurse-receptionist until Simon married in 1936, at which point she took a position in the Jewish hospital in Frankfurt where she worked until late 1940.  Her attempts to emigrate to the U.S. or to Cuba, which continued until 1941, were thwarted.  In late 1940, in order to be closer to her mother, Recha moved to Stuttgart, living and working at the Jüdisches Schwesternheim Stuttgart at Dillmannstrasse 19.  (When founded in 1905, it was a residence for nurses who provided private nursing care in the homes of their patients throughout Stuttgart but by late 1940 it was essentially another Zwangsaltersheim.)  On February 13, 1942, Recha was transported to Schloss Eschenau and then on August 22, 1942, together with her mother, was transported to Theresienstadt .  In February of  1945, Recha was among approximately displaced persons camps 1500 inmates of Theresienstadt to go on the sole train from a camp to freedom in Switzerland.  After about 1½ years in Switzerland, first in two displaced persons camps and then as a nurse in the Jewish hospital in Basel, she was able to emigrate to the U.S.  In the U.S., she lived in Ithaca with Simon, Grete and their two children.  She worked as a hospital nurse for most of her life in Ithaca.  She died on July 8, 1977.

Otto, the youngest of Betty’s and Julius’s children, was born on March 10, 1905.  When he was in his 20s, he moved to Wiedenbrück in Westphalia and on August 25, 1938, he married Hilda Julia (nee Rotherburg) in Hannover.  Like his brother and unlike his sister, Otto was able to flee Germany before war broke out.  He and Hilde were able to get passage to South Africa and from there went to Northern Rhodesia, where he worked as an accountant/bookkeeper. They had two sons in Ndola.   Both sons eventually moved to Johannesburg, South Africa, the eldest to complete his education and the younger for better work opportunities, and, when Otto retired, he and Hilde also moved there.  Otto died on April 23, 1973 and Hilde on August 29, 1985.

Written by Stephen Schmal
 June 24, 2020