Elisabeth Lammfromm wurde am 30. Juli 1869 in Tübingen geborgen. Ihre Eltern waren Julius Lammfromm und Pauline, geborene Cahen. Ihr Vater war in Tübingen kein Unbekannter, er war Oberjustizprokurator, bei den höheren Gerichten zugelassener Anwalt. Elisabeth Lammfromms Eltern waren zum Christentum konvertiert und hatten im württembergischen Protestantismus ihre Heimat gefunden. So wurde Elisabeth evangelisch getauft. Sie war das zweitjüngste von zehn Kindern. Das hübsche Mädchen verlobte sich zur Jahreswende 1889/90, löste die Verlobung jedoch nach einem halben Jahr auf eigenen Wunsch wieder auf. 1890 starb der Vater, und der älteste Sohn wurde das Oberhaupt der Familie. 1895 zog Dr. Hermann Lammfromm nach Stuttgart. Er nahm seine Mutter und Elisabeth bei sich auf.
Elisabeth litt schon früh an einer Augenkrankheit, weshalb sie keinen Beruf erlernen konnte. Trotz einer Operation im Jahr 1904 verschlechterte sich ihr Zustand. Am Ende konnte Sie nur noch schemenhaft sehen. Nach dem Tod ihres Bruders zog sie 1908 in die Danneckerstraße 33 um und erlangte also räumliche Eigenständigkeit. Ein Jahr später wechselte sie in den Stuttgarter Westen wo sie in der Breitscheidstraße 87 (früher Militärstraße) wohnte, bis sie pflegebedürftig wurde. 1928 kam sie im „Olga-Heim“ unter, einem Pflegeheim für Frauen in der Bismarckstraße 6 (heute Schloßstraße 104).
Obwohl Elisabeth evangelisch getauft war, befand sich auf ihrer „Kennkarte“, die von den Nazis 1938 an Stelle eines Personalausweises eingeführt worden war, ein großen „J“ für Jüdin. Ab 1941 musste sie den gelben Stern mit der Aufschrift „Jude“ am Mantel tragen. Mittlerweile wohnte sie zwangsweise in der Seestraße 114, in einem sogenannten Judenhaus. Am 6. März 1942 wurde Elisabeth in ein jüdisches Altersheim nach Dellmensingen bei Ulm abtransportiert. Niemand durfte das Grundstück verlassen, aber hin und wieder erhielt sie Besuch vom „Kathrinle“ , der Haushälterin ihrer Schwester. Am 19.08.1942 wurde sie zusammen mit den anderen Bewohnern des Altenheimes in das Sammellager Killesberg verlegt, wo die Menschen auf den Weitertransport warteten. Am 22. August 1942 fuhr der Zug mit 1078 Insassen vom Nordbahnhof Stuttgart in das Ghetto Theresienstadt. Von dort erfolgte der Weitertransport mit 2003 Schicksalsgenossen nach Treblinka.
Elisabeth Lammfromm war 73 Jahre alt. Ob sie in Treblinka ankam oder auf der Fahrt dorthin verstarb, ist ungewiss.
Text & Recherche: Michael Uhl, Margot Weiß (Stolperstein-Initiative Stuttgart-West)