Die Essingers gehören zu den alt eingesessenen jüdischen Familien in Stuttgart, viele Gräber auf dem Pragfriedhof tragen diesen Namen. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohnten und arbeiteten sie in der Sophienstraße 33, wo sie als Kaufleute und Ladenbesitzer eingetragen waren.
Arthur Essinger gehörte das ca. 1870 erbaute, viereinhalbstöckige Wohn- und Geschäftshaus zur Hälfte. Das kleine Wertpapierdepot, das eigentlich zur sozialen Absicherung der Familie gedacht war, musste er vollständig veräußern, um die Judenvermögensabgabe von 22 500 RM bezahlen zu können.
Heute ist uns leider nur noch sehr wenig über die Familie bekannt. Karoline Essinger, geborene Rosenthal, wurde am 8. Dezember 1866 in Heilbronn geboren. Ihr am 28. März 1857 in Stuttgart geboren Mann Arthur war in der jüdischen Gemeinde für sein soziales Engagement sehr geachtet. Er war Vorstand des württembergischen Landesverbandes für israelitische Wohlfahrtspflege. Im Israelitischen Gemeindevorsteheramt war er seit 1912 Mitglied und von 1929 bis 1938 Vorsitzender. Am 27. Juli 1888 kam die Tochter Anna zur Welt, die später mit ihrem Ehemann Siegfried Schuhmann in die USA auswanderte und dort am 18. November 1968 starb. Ihren Eltern gelang die Flucht leider nicht. Sie wurden am 22. August 1942 nach Theresienstadt deportiert. Dort starb Arthur am 18. November desselben Jahres, seine Frau Karoline am 11. Mai 1944. Stolpersteine vor ihrer ehemaligen Wohnung erinnern an sie.
Recherche und Text: Franz Hergenröder und Jennifer Lauxmann
Pate/ Spender: Jan Butz und Maria Gut, Stuttgart
Quellen:
Stadtarchiv Stuttgart, auch Foto des Wohn- und Geschäftshauses
Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Staatsarchiv Ludwigsburg, Entschädigungsakten